Entscheidung über Glyphosat-Zulassung weiter verschoben

Das EU-Parlament hat sich am Dienstag gegen eine Verlängerung der Zulassung für das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat ausgesprochen. In einer nicht bindenden Resolution sprachen sich die Abgeordneten für ein schrittweises und vollständiges Verbot des Herbizids ab 2022 aus. 355 Abgeordnete stimmten für diese Resolution, 204 dagegen und 111 enthielten sich. Bei den österreichischen Abgeordneten zeigte sich ein sehr unterschiedliches Bild: Während SPÖ und Grüne für die Resolution stimmten, sprachen sich FPÖ und NEOS dagegen aus, die ÖVP enthielt sich.

Die schlussendliche Entscheidung wird dennoch an anderer Stelle getroffen: Experten aller 28 EU-Mitgliedstaaten konnten auch am Mittwoch keine endgültige Entscheidung darüber fällen, ob die Glyphosat-Zulassung in die Verlängerung geht oder nicht. Stattdessen wurde ein weiteres Abstimmungstreffen des Fachausschusses geplant. Bringt dieses ebenfalls kein Ergebnis, kann die Kommission entscheiden.

Unterdessen zeigt eine neue US-Studie: Im menschlichen Urin finden sich immer größere Mengen des Unkrautvernichtungsmittels. Im Juli dieses Jahres setzte die kalifornische Behörde für Gesundheit und Umwelt die Substanz auf die Liste potenziell krebserregender Chemikalien. Dass der flächendeckende Einsatz von Glyphosat im US-Bundesstaat nicht ohne Spuren geblieben ist, zeigt die neue Studie der Forscher um Paul J. Mills von der University of California in San Diego. Sie analysierten Urinproben aus der seit 1972 laufenden Rancho Bernardo Study. Ein Vergleich der Proben aus den Jahren 1993 bis 1996 mit jenen aus dem Zeitraum von 2014 bis 2016 zeigt, dass der Anteil von Glyphosat und eines seiner Stoffwechselprodukte deutlich zugelegt hat. Laut den Forschern ist die Belastung um etwa 500 Prozent gestiegen. Die Werte bewegen sich zwar im Mikrogrammbereich, aber die steigende Dosis sei dennoch bedenklich - vor allem, da man immer noch nicht weiß, welche nachteiligen Effekte das Mittel haben könnte. Tierstudien legten jedenfalls nahe, dass vor allem die Langzeitbelastung nicht ohne Folgen bleibt - und dabei geht es nicht nur um Krebs, sondern auch um chronische Erkrankungen, z.B. der Leber. Laut Mills bräuchte es dringend mehr Studien, die die gesundheitlichen Folgen des Pflanzengifts näher beleuchten.

 

Euractiv: Einsatz von Glyphosat weiter in der Schwebe

Der Standard: Entscheidung über Glyphosat-Verlängerung verschoben

orf.at: Immer mehr Glyphosat im Urin