Mikroplastikkonferenz in Brüssel: Europäische Antworten gefordert

Chemie & Nanotechnologie, Umweltrecht & KonsumentInnenschutz (EBI,TTIP), Wasser, Meere & Fischerei

Mikroplastik ist eine Bedrohung für die Umwelt, die nicht an nationalen Grenzen halt macht. Es findet sich in Konsumgütern wie Zahnpasta und Duschgels, entsteht aber auch bei der Zersetzung von anderen Plastikgütern, wie z. B. Kunstfasern, Autoreifen und Plastiktaschen, und wird über Abwasser, Flüsse und Luft in der Umwelt verteilt.

Daher fordert eine Initiative, an der das österreichische Umweltministerium maßgeblich beteiligt ist, ein koordiniertes Vorgehen der EU zur Vermeidung von Mikroplastik-Verschmutzung. Diese Woche trafen sich VertreterInnen von Industrie, europäischer Umweltagenturen, der EU-Kommission und NGOs bei der ersten Mikroplastik.Konferenz in Brüssel, um konkrete Schritte zu diskutieren.

VertreterInnen mehrerer Umweltagenturen, darunter Karl Kienzl vom österreichischen Umweltbundesamt (UBA), präsentierten die neuesten Studien zu Mikroplastik-Verschmutzung. Während Einigkeit über das enorme Ausmaß des Problems herrscht, besteht im Detail noch großer Forschungsbedarf. So beschäftigt sich etwa der Großteil der bisherigen Untersuchungen mit Verschmutzung in maritimen Gewässern, während über jene in Böden und Flüssen noch wenig bekannt ist.

Außerdem sind die Daten einzelner Studien aufgrund der methodischen Unterschiede der Untersuchungen bisher kaum vergleichbar. Als entscheidender Punkt wurde daher eine europaweite Harmonisierung der Messstandards gefordert.

Als Maßnahmen zur Bekämpfung von Mikroplastik-Verschmutzung wurde neben effizientem Recycling vor allem auch die Vermeidung von Plastik, insbesondere in Gegenständen zum einmaligen Gebrauch, diskutiert. Uneinigkeit bestand über die Erreichung dieser Ziele. Während VertreterInnen der Industrie freiwillige Selbstverpflichtungen als ausreichend sahen und die Verantwortung der VerbraucherInnen betonten, verlangten NGOs wie „Seas at Risk“ rechtlich verpflichtende Vorgaben zur Reduktion der Produktion von Plastikgütern.

Auf der Konferenz bekannten sich unter anderem EU-Umweltkommissar Karmenu Vella und der österreichische Umweltminister Andrä Rupprechter klar zu dem Ziel der Vermeidung von Mikroplastik-Verschmutzung. Kommissar Vella kündigte an, dass der für den Herbst erwartete neue Vorschlag der Kommission zur Kreislaufwirtschaft (‚Circular Economy Package‘) auch „ehrgeizige Ziele“ für das Recycling von Plastikgütern enthalten werde.

Außerdem stellte das Europäische Netzwerk der Leiter der Umweltschutzagenturen (EPA) die Einrichtung einer Arbeitsgruppe in Aussicht, die möglichst viele Stakeholder aus Politik, Industrie und Zivilgesellschaft zusammenbringen soll. Ein Beschluss über die Errichtung der Arbeitsgruppe soll bei der EPA-Konferenz im September erfolgen.

Ende des Jahres wird eine weitere Konferenz zum Thema Mikroplastik in Meeren im Rahmen der Konvention zum Schutz der Nord-Ostsee (OSPAR) abgehalten werden.

Umweltministerium: Pressemitteilung
OSPAR: Marin Litter Regional Action Plan
EPA