82% der Kohlekraftwerke der EU übertreffen neue Schadstoffgrenzwerte

Die ab 2021 geltenden Schadstoffgrenzwerte der EU werden bisher von 82% der Kohlekraftwerke nicht eingehalten. Die Kosten der Nachrüstungen veranschlagt das Climate Analytics Institute auf acht bis 14,4 Milliarden Euro.  Angesichts dieser Kosten und der  Klimaschädlichkeit der Anlagen empfehlen die WissenschaftlerInnen die Abschaltung der Kraftwerke.

Neben dem enormen CO2-Emissionen bei der Verbrennung von Kohle werden auch mehr als 50 weitere Schadstoffe, wie Feinstaub, Quecksilber und Stickoxide freigesetzt. Laut eine Studie ist der Schadstoff-Ausstoß der Kohlekraftwerke der EU verantwortlich für den frühzeitigen Tod von 23.000 Menschen. Seit Juli sind für die großen Verbrennungsanlagen der EU neue Standards in Kraft gesetzt. Sie basieren auf der seit 2010 geltenden EU-Richtlinie über Industrieemissionen (IED) und müssen ab 2021 eingehalten werden. Während EU-weit 82% und in Deutschland 80% der Anlagen betroffen sind, gibt es in Polen kein Kraftwerk, dass bisher die neuen Standards einhält.

Anstelle der milliardenschweren Nachrüstungen empfehlen die ExpertInnen die Verbrennungsanlagen in Hinblick auf den notwendigen Kohle-Ausstieg abzuschalten. "Der Pariser Klimavertrag und die Vorschriften zur Luftreinhaltung können praktisch zusammen erfüllt werden", betont Climate-Analytics-Chef Bill Hare. Nur die Abschaltung und Investitionen in erneuerbare Energien und ein dazu passendes flexibles Stromsystem  seien für ihn eine nachhaltige Lösung. Neun EU-Staaten kündigten bereits im Rahmen der Bonner Klimakonferenz im November ihren Kohle-Ausstieg an. Kohle-Länder, wie Deutschland und Polen, setzen jedoch auf Ausnahmegenehmigungen nach der IED-Richtlinie.

 

Climate Analytics: About 80% of EU and German, virtually all Polish coal plants non-compliant with new EU 2021 air pollution regulations - briefing

Klimaretter: Abschalten statt nachrüsten

Europäische Kommission: The Industrial Emissions Directive