EASAC: Kohlendioxid-Bindungspotential wird gefährlich überschätzt

15. Feb 18

Der Wissenschaftliche Beirat der Europäischen Akademien ermahnt die Politik, nicht zu viel Hoffnung in Technologien zu setzen, die der Atmosphäre CO2 entziehen (sog. „negative emissions technologies“ - NETs). In seinem neuen Bericht warnt der Dachverband der Wissenschaftsakademien der EU-Staaten davor, die Pariser Klimaziele durch CO2-Entnahme erreichen zu wollen, anstatt den weltweiten Ausstoß von Treibhausgasemissionen zu senken. Anlass ist eine Untersuchung des Einflusses negativer Emissionen auf die Klimamodelle des IPCC. Diese müssten mit größter Vorsicht behandelt werden, weil die Techniken unerprobt, möglicherweise teuer und mögliche Schäden für Ökosysteme an Land und in den Meeren unklar seien.

„Negative emissions technologies“ sind beispielsweise Aufforstung, CO2-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture Storage – CCS), Umwandlung von CO2 in Gestein (Enhanced Weathering) oder Düngung der Ozenae (ocean fertilisation). Laut WissenschaftlerInnen stehe Aufforstung in direkter Konkurrenz zur Landwirtschaft und bedrohe die globale Ernährungssicherheit. Technologien wie CCS und Gesteinsumwandlung steckten noch in den Kinderschuhen. Besonders riskant erscheine die Eisendüngung der Meere, durch die das Algenwachstum und damit die CO2-Bindung angeregt werden soll.

Silke Beck, Politikwissenschaftlerin am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ), warnt vor der trügerischen Illusion, solche Technologien stünden bereits zur Verfügung. "Szenarien und Projektionen, die darauf hindeuten, dass der künftige Beitrag von negativen Emissionen die Erfüllung der Paris-Ziele ermöglicht, erscheinen nach derzeitigem Wissensstand zu optimistisch", schreibt der EASAC in seinem Bericht. „Sich darauf zu verlassen, dass der übermäßige Treibhausgasausstoß mit negativen Emissionen kompensiert werden könnte, könne schwerwiegende Folgen für künftige Generationen haben.“

 

European Academics Science Advisory Council: Negative emission technologies

Klimaretter: Negative Emissionen überschätzt

taz: Keine Wunderlösung fürs Klima