Greenpeace: Neonicotinoide noch gefährlicher als bisher angenommen

Pestizide aus der Gruppe der Neonicotinoide sind für Wildbienen und andere Tiere gefährlicher als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie von Greenpeace. Die NGO fordert ein vollständiges Verbot der Substanzen.

Neonicotinoide sind eine Gruppe von hochwirksamen Pestiziden, die zum Schutz von Pflanzen vor schädlichen Insekten eingesetzt werden. Seit 2013 besteht in der EU ein Teilverbot für die Substanzen, da sie auch Bienen, Hummeln und andere Insekten schädigen. Dies tun sie in noch größerem Ausmaß als bisher angenommen, wie eine neue Studie renommierter ExpertInnen der University of Sussex unter der Leitung von Dave Goulson zeigt. Die WissenschaftlerInnen haben Ergebnisse von hunderten wissenschaftlichen Untersuchungen der letzten Jahre überprüft und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass sich Neonicotinoide in der Umwelt anreichern und Gewässer, Böden und Vegetation kontaminieren. Sogar Vögel können demnach unter den Auswirkungen leiden, die Chemikalien tragen wohl mit zum Verschwinden von Schmetterlingen und Wasserinsekten bei.

Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Sebastian Theissing-Matei fordert von der Politik, aktiv zu werden: „Diese Pestizide werden regelmäßig in Gewässern, Böden oder Wildblumen nachgewiesen. Wir dürfen das Risiko für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Co. nicht weiter akzeptieren. Nur ein europäisches Totalverbot kann Sicherheit in Agrarlandschaften und der weiteren Umwelt bringen. Bundesminister Rupprechter muss sich auf EU-Ebene für ein vollständiges Verbot dieser Pestizide einsetzen.“

Die Industriegruppe Pflanzenschutz (IGP), Interessenvertretung der Pestizid- und HerbizidproduzentInnen in Österreich, konterte die Veröffentlichung von Greenpeace umgehend. So wurde die Studie als einseitig und tendenziös bezeichnet und inhaltliche Schwächen attestiert. Darin würden „zahlreiche neue und aktuelle Studien und Daten nicht erfasst, die ergeben, dass Neonikotinoide bei sachgemäßen Einsatz kein Risiko darstellen.“ Im Gegensatz zu NGOs sei die IGP „an einer seriösen Diskussion mit sachlichen Argumenten interessiert.“

Ob der Interessenvertretung mehr Unabhängigkeit bescheinigt werden kann als Wissenschaft und NGOs sei hier dahingestellt.


Presseaussendung: Greenpeace-Studie zu Pestiziden: Risiko für Wildbienen und andere Tiere größer als angenommen

Deutschsprachige Zusammenfassung der Studie

Presseaussendung: IGP zu Greenpeace-Studie: Einseitig, tendenziös & keinesfalls unabhängig