Umweltverbände geschockt über Kriterien für Endokrine Disruptoren

Die EU-Kommission hat am 15. Juni 2016 die lang erwarteten Kriterien für hormonell wirksame Chemikalien veröffentlicht. In ihrer Definition sollen nur Substanzen, die nachgewiesen schädliche Auswirkungen auf den Menschen haben, als Endokrine Disruptoren (EDC) klassifiziert werden.

Diese Definition wird von grünen Abgeordneten des EU-Parlaments sowie von Umweltorganisationen heftig kritisiert. Dieser evidenzbasierte Bewertungsansatz erfordere eine zu hohe Beweislast, bis eine Substanz als schädlich eingestuft werden kann. Folglich würde es weitere Jahre dauern, bis die entsprechenden Substanzen verboten werden können, befürchten die Verbände.

Die Definition sei zwar angelehnt an die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO), verschärft aber die Nachweispflicht enorm. Die NGO ClientEarth meint dazu, dass es „annähernd unmöglich sei“, diese Kriterien zu erfüllen.

Zusätzlich hat die Kommission einen Maßnahmenentwurf zur Regulierung von Pestiziden herausgegeben. Aus Umweltsicht schwächt sie auch diese ab, indem die Kommission einen risikobasierten Ansatz hinzugefügt hat. Dies bedeutet, dass auch hier Gefahren für den Menschen nachgewiesen werden müssen. Der bisherige gefahrenbasierte Ansatz bezieht auch ein potenzielles Risiko ein.

Das Pestizid Aktions-Netzwerk PAN Europe befürchtet nun, dass dadurch kein einziges hormonell wirksames Pestizid in der EU noch verboten wird. Es fordert das EU-Parlament und die Mitgliedstaaten auf, diese Entscheidung der Kommission aufzuhalten. [Quelle, DNR]

 

Quelle, DNR: Umweltverbände geschockt über Kriterien für Endokrine Disruptoren

Mitteilung der Kommission (Englisch)

Reaktion der Grünen Abgeordneten (Englisch)

Reaktion von ChemTrust (Englisch)

Reaktion von PAN Europe (Englisch)