125 Jahre Naturfreunde – eine treibende Kraft für eine nachhaltige globale Entwicklung!

3. Dez 20

2020 feiert die Naturfreundebewegung ihr 125-jähriges Bestehen. Gegründet 1895 in Wien, zählt die Bewegung heute 42 Mitgliedsorganisationen in 41 Ländern. Tausende Ortsgruppen engagieren sich für natur- und umweltverträgliche Freizeit- und Tourismusaktivitäten, die für alle Menschen zugänglich sind, für den Schutz unseres Natur- und Kulturerbes und für ein friedliches und solidarisches Miteinander aller Menschen.

Der internationale Naturfreunde-Kongress hat mit Stolz auf die Errungenschaften der Naturfreundebewegung zurückgeblickt und zugleich einen Katalog von Herausforderungen und Lösungsansätzen formuliert, mit denen sich die Naturfreunde in den nächsten Jahren befassen werden.

Den vom Menschen verursachten Klimawandel stoppen!
Der Kampf gegen die Klimakrise ist eine der dringendsten Aufgaben. Jüngsten Studien zufolge bedroht der Klimawandel das Leben von mindestens einer Milliarde Menschen – vor allem in den Ländern des Globalen Südens. Selbst in weniger betroffenen Ländern gibt es bereits eine deutliche Zunahme extremer Wetterereignisse, und der dramatische Rückgang der biologischen Vielfalt wird durch den Klimawandel verstärkt.
Wir müssen auf fossile Brennstoffe verzichten und zu einer nachhaltigen Energieerzeugung aus Wasser, Wind oder Sonne und zu einer umweltverträglichen Mobilität übergehen. Die Technologien sind bereits vorhanden, müssen jedoch im globalen Maßstab umgesetzt werden.

Den Tourismus neu gestalten!
Der Tourismus spielt nach wie vor eine wichtige Rolle für die Erholung, Bildung und Völkerverständigung, doch braucht es dringend eine Neuausrichtung. Reisen darf nicht länger ein Konsumgut sein, von dem insbesondere große Konzerne profitieren – ohne vergleichbaren Nutzen für die lokale Bevölkerung und mit massivem Schaden für Umwelt und Klima.
Die Entwicklung des Tourismus muss auf Nachhaltigkeitskriterien basieren, wie dem Schutz der natürlichen Ressourcen, der Reduzierung der damit verbundenen Treibhausgasemissionen, der Achtung der Menschenrechte und der Beteiligung der lokalen Bevölkerung.

Nachhaltige Aktivitäten in der Natur fördern!
Das aktive Erleben der Natur ist eine Grundlage für Erholung, Wohlbefinden und Gesundheit und soll weiter gefördert werden. Mit mehr als 700 Naturfreundehäusern bieten die Naturfreunde eine breite Palette an Unterkünften mit sozial verträglich gestalteten Preisen und attraktiven Angeboten für Familien und Gruppen – in schönen Landschaften mit attraktiven Freizeitangeboten und meist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Internationale Naturfreunde-Kampagnen wie die „Natura Trails“ oder die „Landschaft des Jahres“ laden ein, die Natur zu erleben und dabei achtsam mit den natürlichen Lebensräumen und der heimischen Tier- und Pflanzenwelt umzugehen.

Globale Partnerschaften forcieren!
Wir Naturfreunde sind stolz darauf, Mitgliedsorganisationen in zahlreichen Ländern des Globalen Südens zu haben. Dies gibt uns die Möglichkeit, unseren Einblick in die globale Entwicklung zu vertiefen und kulturelle Vielfalt sowie internationale Solidarität und Freundschaft zu erfahren und zu leben. Die Naturfreunde haben sich seit ihrer Gründung für eine aufgeschlossene und solidarische Gesellschaft eingesetzt und unterstützen diese Mitgliedsorganisationen so weit wie möglich.
Wir wissen, dass viele Länder des Globalen Südens unter einer falschen wirtschaftlichen Entwicklung leiden, die auf der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen beruht und von den Industrieländern vorangetrieben wird. Wir setzen uns für eine globale Partnerschaft ein, die zu mehr Gerechtigkeit und Gleichheit für alle Menschen führt, und wir sind uns bewusst, dass dies der einzige menschliche Weg ist, um in Zukunft massive Migrationsströme zu vermeiden.

Eine Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen!
Wir wissen, dass die Hauptursache der Umweltzerstörung, der Übernutzung unserer natürlichen Ressourcen, des Klimawandels und der wachsenden Ungleichheiten unser derzeitiges Wirtschaftssystem ist, das auf der Maximierung des Gewinns statt auf der Steigerung der Lebensqualität basiert. Dieses System hat zu einer Konzentration von Reichtum und Macht in den Händen einer kleinen Gruppe von Menschen geführt, die mehr und mehr zu einer Bedrohung für unsere demokratische Gesellschaftsordnung wird.
Wir brauchen dringend eine Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft, indem wir die Demokratie stärken und uns auf das Gemeinwohl als Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung konzentrieren. Gemeinsam mit anderen NGOs setzen sich die Naturfreunde für einen echten „Green Deal“ ein, bei dem die Menschen und unser Planet im Mittelpunkt stehen, und der sich an den Leitlinien der Nachhaltigen Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals) der Agenda 2030 der Vereinten Nationen orientiert.

Frieden sichern! Abrüsten statt Aufrüsten!
Der Einsatz für Frieden und Abrüstung gehört zur Tradition der Naturfreundebewegung. Wir sind besorgt über aktuelle Entwicklungen, wie das Wiedererstarken nationaler Gefühle und Bewegungen, die nicht den Frieden sichern, sondern Egoismus, Abgrenzung und Feindseligkeit gegenüber anderen in den Vordergrund stellen, über das wiederbelebte Gespenst des Kalten Krieges zwischen Ost und West und die drohende Rückkehr in eine neue, auch atomare Aufrüstung.  
Es braucht eine neue Phase der Abrüstungs- und Entspannungspolitik und eine Fortsetzung und Vertiefung der weltweiten Rüstungskontrolle. Anstelle von Rüstungsinvestitionen braucht es Investitionen in Klimaschutz und soziale Sicherheit!

Die Naturfreunde als treibende Kraft für eine globale nachhaltige Entwicklung
Unsere Weltwirtschaft ist stark vernetzt – wie wir es gerade auch jetzt während der Covid-19-Pandemie erleben. Um die großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern, braucht es ein starkes globales Netzwerk von NGOs, Gewerkschaften, sozialen Bewegungen, Wissenschaft und politischen Interessensvertreterinnen und -vertretern. Unsere internationale Bewegung mit mehr als 350.000 Mitgliedern wird eine treibende Kraft in diesem Prozess sein!

Zum Leitantrag des NFI-Vorstands

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