700 Tonnen Plastikmüll aus Österreich landeten in Malaysia

29. Okt 20

Ein asiatischer Händler hatte laut Greenpeace eingewilligt, 28 Container mit vermeintlich recyclebarem Müll aus Österreich in Malaysia auf eigene Kosten zu verarbeiten. Foto- und Videomaterial sowie die Aussagen des Recycling Unternehmens in Malaysia deuten jedoch daraufhin, dass er stattdessen gemischten, nicht-recycelbaren Elektro-Plastikschrott erhielt. Da der Müll in Malaysia nicht recycelt werden konnte, landete er schließlich auf einer Deponie. Nur vier Container der Lieferung blieben im Zoll stecken, wo sie derzeit verweilen. Das Umweltministerium plant, diese für eine genaue Analyse zurück nach Österreich zu bringen.

Das Verschiffen von gemischtem, nicht-recycelbarem und mit Chemikalien wie Flammschutzhemmern belastetem Plastikmüll in Länder mit schwachen Abfallverwertungssystemen wie Malaysia ist verboten. In der ZIB2 und auf orf.at wurde ausführlich über den Fall berichtet, der auch strafrechtlich relevant sein könnte. Das Umweltministerium hat bereits Ermittlungen aufgenommen.

Interpol warnt, dass immer mehr Plastikmüll weltweit illegal gehandelt und in Ländern des Globalen Südens nicht fachgerecht entsorgt wird. Seit China 2018 die Einfuhr von Kunststoffmüll gestoppt hat, verlagert sich der globale Plastikmüll-Strom in südostasiatische Länder wie Malaysia. Allein in Malaysia landeten seit 2018 hunderttausende Tonnen Plastik aus Europa, Australien und den USA. Das Plastik wird dort unter gefährlichen und gesundheitsschädlichen Bedingungen verarbeitet und die nicht verwertbaren Reste auf Freiflächen unkontrolliert verbrannt oder deponiert.

Erst im vergangenen Jahr deckte Greenpeace die Umweltbelastung durch Chemikalien rund um eine zwei Hektar große illegale Mülldeponie auf. Diese befand sich direkt an einem Flussufer, auf der auch Müll aus Europa lagerte. Täglich wurden dort bis zu 30 LKW-Ladungen Plastikmüll – darunter auch Elektroaltgeräte – abgeladen und somit das Gewässer mit gefährlichen Chemikalien verschmutzt. 2019 waren mindestens elf Container mit Müll aus Österreich nach Malaysia verschifft worden. Offiziell wurden dem Umweltministerium in den letzten Jahren aber keine Transporte von Plastikmüll nach Malaysia gemeldet. Aufgrund von Umweltauflagen und höheren Lohnkosten ist die fachgerechte Entsorgung bzw. Verbrennung von Müll in Österreich teuer. Heimische Entsorgungsunternehmen verrechnen laut des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe zwischen 100 und 170 Euro pro verbrannter Tonne Müll. Bei dem aktuellen Fall übernahm offenbar der asiatische Händler die Kosten für Transport und Zoll, da er offenbar annahm, das Material recyceln und weiterverkaufen zu können.

 

Gesetze und strengere Kontrollen notwendig

Greenpeace fordert gesetzliche Maßnahmen zur Müllreduktion und strengere Kontrollen für den Handel mit Plastikmüll. Denn solche Kontaminationen bergen große Gefahren für Tiere und Pflanzen und die Gesundheit des Menschen, warnt die Umweltorganisation. „Der globale Handel mit Plastikmüll ist ein dreckiges Geschäft. Dahinter steckt ein krankes System: Gegenstände wie Plastikverpackungen, Polyesterkleidung oder Elektrogeräte werden hier in Europa für kurze Zeit genutzt“, erklärt Lisa Panhuber, Konsumexpertin von Greenpeace. „Und dann wird der daraus entstehende Plastikmüll zehntausende Kilometer um den Globus verschifft und in Ländern des Globalen Südens unter widrigen Umständen recycelt oder auf Mülldeponien gekippt, wo er die Natur, Tiere und die Gesundheit der Menschen schädigt. Das muss endlich gestoppt werden.“

Kurzfristig müssten die Behörden strengere und häufigere Kontrollen durchführen, um sicherzustellen, dass kein europäischer Müll auf Deponien in Ländern des Globalen Südens landet. „Aber worauf es wirklich ankommt, ist, dass erst gar kein Plastikmüll anfällt. Die Politik muss per Gesetz dafür sorgen, dass Verpackungen, Elektrogeräte und Textilien langlebig, reparierbar und wiederverwendbar sind“, so Panhuber.

 

    •       Greenpeace-Bericht “Der Recycling Mythos 2.0 - Toxische Nachwirkungen von importiertem Plastikmüll in Malaysia”

    •       Interpol-Bericht zu illegalem Plastikhandel