Appell des wissenschaftlichen Rates gegen Überfischung in EU-Gewässern

18. Sept 20

Gemeinsam mit der Deutschen Umwelthilfe hat am Mittwoch der Vorwoche die Initiative Our Fish dem EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius Unterschriften von 309 Meeres-, Klima- und Naturwissenschaftler*innen übergeben. Die Fangquoten müssten sich an wissenschaftlichen Empfehlungen orientieren, nicht zuletzt, weil gesunde Meeresökosysteme für deren Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel unerlässlich seien. Damit fordern die Initiatoren der Aktion einen Stopp der Überfischung noch in diesem Jahr.

Die Unterschriften sollen auch noch an die EU-Fischereiminister*innen übergeben werden, die in den kommenden Wochen über die Fangmöglichkeiten für 2021 in Ostsee, Schwarzem, Meer, Mittelmeer und Atlantik entscheiden werden. Die EU hatte sich selbst zum Ziel gesetzt, die Überfischung bis Ende 2020 zu stoppen.

"Trotz erheblicher Verbesserungen steht der Sektor weiterhin vor einigen Herausforderungen“, hatte die EU-Kommission noch im Juni in ihrer jährlichen Mitteilung über die Fortschritte bei der Bewirtschaftung der Fischbestände analysiert. Für eine ökologisch nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Fischerei müssten sowohl im Mittelmeer als auch im Schwarzen Meer "umfangreiche Erhaltungsanstrengungen" unternommen werden; im Atlantik seien einige Bestände überfischt, andere lägen außerhalb sicherer biologischer Grenzen (EU-News 18.06.2020).

Vor kurzem hat die EU-Kommission Fangquoten für die Ostsee vorgeschlagen (EU-News 01.09.2020). Umwelt- und Meeresschutzverbände kritisieren seit Jahren die Überschreitung der wissenschaftlichen Empfehlungen bei der Festlegung von Fangquoten durch EU-Institutionen.

Noch bis 31. August lief eine öffentliche Konsultation zu den Fangquoten im Mittel- und Schwarzen Meer (EU-News 18.08.2020), nachdem im Juli erschreckende Dimensionen illegaler Fischerei im Mittelmeer aufgedeckt worden waren (EU-News 16.07.2020).

Derweil fordert die Meeresschutzorganisation Oceana, dass die Verhandlungsrunden zwischen Großbritannien und der EU endlich zu Fortschritten führen müssen. In den britischen Gewässern fischen nicht nur die Briten, sondern auch viele EU-Mitgliedstaaten. "Der gegenseitige Zugang zu Märkten und Gewässern muss von Nachhaltigkeit abhängig gemacht werden“, sagte Oceana-Sprecherin Melissa Moore. Ein Abkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU muss Verpflichtungen zur Beendigung der Überfischung und zur Wiederherstellung der Fischbestände enthalten, indem auf einem Niveau gefischt wird, das nicht über den besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen liegt. Auch Fischereipraktiken, die unsere marinen Ökosysteme und Schutzgebiete schädigen, sollten nicht zugelassen werden.“ Im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) habe es zumindest einige Fortschritte bei der Verringerung der Überfischung gegeben. Allerdings müssen in diesem Herbst die Fischereiregeln für 2021 vereinbart werden, das erste Jahr, in dem das Vereinigte Königreich nach dem Brexit nicht mehr den Regeln der GFP unterliegen wird. (Quelle: DNR)

Pressemitteilung DUH: Mehr als 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verlangen Ende der Überfischung zum Schutz des Klimas

Ocena: 115 days before the cliff edge, post-Brexit fishing rules still up in the air.

Politico: Emergency meeting of EU-UK Joint Committee to take place Thursday

DNR EU-Umweltnews