Arche Noah: Europäische Saatgutbewegung

Am 15. November starten Organisationen der Saatgutbewegung die EU-weite Petition „Raise our forks for diversity“. Sie fordern deutliche Verbesserungen des Vorschlags zu einem neuen EU-Saatgutrecht, den die EU-Kommission im Juli 2023 vorgelegt hat. Die Abgeordneten zum Europäischen Parlament und die EU-Agrarminister:innen müssen dafür sorgen, dass das Saatgutrecht die Vielfalt auf den Feldern und in den Gärten stärkt und die Grundlage für ein nachhaltiges, widerstandsfähiges sowie vielfältiges Saatgut- und Lebensmittelsystem in Europa schafft. Die Petition fordert: Die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der lokal angepassten Kulturpflanzenvielfalt muss in den europäischen Saatgut-Gesetzen oberste Priorität haben. Ernte, Weitergabe, Tausch und Verkauf von eigenem Saatgut müssen für Bäuer:innen und Gärtner:innen weiterhin legal möglich sein. Die Vermarktung von vielfältigen und lokal angepassten Sorten durch regionale Saatgut-Produzent:innen muss erleichtert werden. Neu zugelassene Sorten dürfen nicht von Pestiziden oder synthetischen Düngemitteln abhängig sein.

Der aktuelle Vorschlag gefährdet die Erhaltung und Verbreitung der Kulturpflanzenvielfalt und missachtet das Recht der Bäuer:innen auf ihr eigenes Saatgut. Bei den umstrittenen Regeln, die nun neu verhandelt werden, handelt es sich um die „EU-Saatgutrechtsverordnung“, also um die Regeln für den EU-Saatgutmarkt. Das derzeit geltende Recht wurde in den 1960er Jahren eingeführt und setzt Standards, die eigentlich für die industrielle Landwirtschaft entwickelt wurden. Vielfältiges Saatgut und diversifizierte Sorten wurden weitgehend verboten oder in Nischen verbannt und je nach EU-Mitgliedstaat mit einem übermäßigen bürokratischen Aufwand belastet. Akteur:innen der Agrarindustrie drängen darauf, dass die neuen Vorschriften noch weiter in Richtung eines industriell einförmigen Agrarmodells gehen.

Der Landwirtschaftsminister Totschnig ist nun gefordert, die Anliegen der Saatgutbewegung in den EU-Rat zu tragen, um Bäuer:innen und so auch Konsument:innen vor der Agrarindustrie zu schützen. Es geht darum, das bäuerliche Recht auf Saatgut in der EU einzufordern und die Kulturpflanzenvielfalt vor Überregulierung und Patenten zu schützen.

Der Vorschlag muss die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Biodiversität in landwirtschaftlichen Betrieben unterstützen, einschließlich neuer Sorten, die durch partizipative und dezentrale Züchtungsprogramme für lokale Bedingungen entwickelt werden. Saatgutvielfalt ist der Schlüssel zu gesunden, vielfältigen und schmackhaften Lebensmitteln.

Hoch die Gabeln - für die Vielfalt!