ARCHE NOAH: Neue EU-Regeln gefährden Landwirtschaft und Züchtung
Eine neue EU-Verordnung zur Registrierung von Saatgut und pflanzlichem Vermehrungsmaterial (PVM) könnte zahlreiche kleine Saatgutbetriebe und Baumschulen existenziell bedrohen. Eine europaweite Umfrage von ARCHE NOAH unter rund 200 Betrieben zeigt, dass viele der vorgesehenen bürokratischen Anforderungen unverhältnismäßig sind und besonders Kleinstunternehmen stark belasten würden – obwohl die EU-Kommission eigentlich eine Entlastung für KMU um 35 % anstrebt.
Gerade diese Kleinstbetriebe, oft mit weniger als 100.000 Euro Jahresumsatz, leisten einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung der Sortenvielfalt. Sie bieten im Schnitt 152 Sorten aus 41 Kulturarten an – häufig mehr als große Saatgutkonzerne. Die von ihnen erhaltenen samenfesten, klimawandelresilienten und nicht patentierten Sorten sind zentral für Ernährungssouveränität und Biodiversität. Die geplanten Vorschriften würden viele dieser Betriebe jedoch zur Aufgabe zwingen.
Die Umfrageergebnisse sind alarmierend: 13 % der Betriebe sehen sich zur Schließung gezwungen, 30 % müssten ihr Angebot reduzieren, und 66 % dürften kein Saatgut mehr an Landwirt:innen verkaufen. Kritisiert werden vor allem kostenintensive Labortests und komplexe Rückverfolgbarkeits- sowie Anbauvorschriften, die kleine Höfe unverhältnismäßig treffen. Eine Gleichbehandlung mit Großkonzernen sei nicht gerechtfertigt.
ARCHE NOAH fordert daher Ausnahmen für Kleinstbetriebe sowie praxistaugliche und kostengünstige Regelungen. Die Debatten um die Verordnung gehen in den nächsten Wochen auf EU-Ebene weiter. Die Organisation appelliert an die politischen Entscheidungsträger:innen, insbesondere an Österreichs Landwirtschaftsminister, sich für den Erhalt von Vielfalt und bäuerlichem Saatgutrecht einzusetzen.
Pressemeldung ARCHE NOAH, 20.05.2025