Arktis: Eisschmelze auf Rekordniveau

 

Das diesjährige Minimum der Ausdehnung des aktischen Meereises ist einer Mitteilung des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) vergangene Woche das zwölftniedrigste seit dem Beginn der Messungen. Am 12. September 2021 war es auf 4,81 Millionen Quadratkilometer und damit auf sein wahrscheinliches Minimum in diesem arktischen Sommer geschrumpft. Im Vorjahr wurde die zweitkleinste jemals gemessene Eisfläche gemessen. Durchschnittlich nimmt das Meereis in der Fläche um rund zehn Prozent pro Jahrzehnt ab. In den letzten vier Jahrzehnten sei sie etwa um 40 Prozent zurückgegangen. Zudem wird die Dicke des Eises tendenziell immer geringer.

Bereits seit der Mitte des 20. Jahrhunderts nimmt die mit den Jahreszeiten wechselnde Ausdehnung des arktischen Meereises ab. Die größte Schmelze des Polareises erfolgte im Sommer 2012. Damals schrumpfte die Fläche des Meereises auf 3,27 Millionen Quadratkilometer. Seit damals sank die Eisfläche in sieben von neun Sommern unter die Fünf-Millionen-Quadratkilometer-Marke, in zwei Sommerperioden lag sie nur ganz knapp darüber.

Die Ausdehnung des Meereises im September ist eines der stärksten Anzeichen für den Klimawandel, haben Fachleute im kürzlich veröffentlichten Sachstandsbericht der Arbeitsgruppe I des Weltklimarats betont. Das Eis ist auch wesentlich für die Strahlungsbilanz der Erde und für das Klima. Weniger Eis bedeutet weniger weiße Flächen und damit weniger Reflexionsvermögen der Erde in Bezug auf das Sonnenlicht. Durch seine weiße Farbe reflektiert das Eis - abhängig von der Schneebedeckung - bis zu ca. 90 Prozent der Sonneneinstrahlung, womit es die arktische Region kühlt. Das Meer, das durch das schmelzende Eis freigegeben wird, reflektiert nur bis rund zehn Prozent und nimmt folglich rund 90 Prozent der Sonneneinstrahlung und damit deren Wärmeenergie auf. So wärmen sich die arktischen Gewässer stärker auf und das Eis schmilzt noch schneller. Dieser Prozess verstärkt sich in der Folge selbst.

Arktis: Dreifacher Temperaturantieg als im globalen Durchschnitt

Die Temperaturen sind in der arktischen Region inzwischen dreimal so stark gestiegen wie im weltweiten Durchschnitt. Diese sogenannten Rückkopplungen können zu einer Instabilität des Klimasystems führen und beeinflussen den wetterbestimmenden Jetstream, warnen die Expert*innen. Derartige Effekte sind beispielsweise die zunehmenden Hitzewellen in Sibirien und die ungewöhnlichen Kaltlufteinbrüche in Nordamerika und Europa.

Das erwärmte Wasser des arktischen Meeres könnte sich auch auf den Meeresboden auswirken, wo große Mengen von Methan in fester Form gebunden sind. Wenn es an die Wasseroberfläche steigt und in die Atmosphäre entweicht, kann es durch eine 30-mal höhere Treibhauswirkung als Kohlendioxid den Klimawandel deutlich beschleunigen.

Das arktische Meereis bleibt in Gefahr Greenpeace: Arktis bald ohne Eis?

Alfred-Wegener-Institut (AWI): Jährliches Meereseisminimum in der Arktis

Meereisportal: Arktische Meereisausdehnung zeigt weiter deutliche Abnahme

NASA: With thick ice gone, Arctic sea ice changes more slowly

Scilogs: Polarluft auf Abwegen

Nature: The different stratospheric influence on cold-extremes in Eurasia and North America