Studie: Artensterben größer als angenommen
Für die Studie analysierte ein Team um Axel Hochkirch vom Nationalmuseum für Naturgeschichte Luxemburg und der Uni Trier die Situation aller knapp 15.000 Pflanzen- und Tierarten in Europa, die sich Ende 2020 auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) befanden. Die sind etwa zehn Prozent aller Arten des Kontinents. Dazu gehören Vögel, Fische, Säugetiere und Reptilien (Wirbeltiere), Insekten und Spinnen (wirbellose Tiere) und Pflanzen wie Bäume, Farne, Moose und Wasserpflanzen.
In allen Artengruppen ähnlich
Das Team, zu dem auch Thomas Zuna-Kratky vom Ingenieurbüro für Landschaftsplanung und Landschaftspflege in Wien gehört, kam zu dem Schluss, dass 27 Prozent dieser Pflanzenarten, 24 Prozent der wirbellosen Tiere und 18 Prozent der Wirbeltiere vom Aussterben in den kommenden Jahrzehnten bedroht sind. Insgesamt sind das knapp 3.000 Arten.
125 Tier- und Pflanzenarten gelten bereits jetzt als ausgestorben, regional ausgestorben oder möglicherweise ausgestorben, berichten die Forscherinnen und Forscher im Fachjournal „Plos One“. „Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist, dass sich die Anzahl gefährdeter Arten über die verschiedenen Artengruppen nicht maßgeblich unterscheidet“, so Hochkirch.
Eine globale Bestandsaufnahme des Weltbiodiversitätsrates IPBES aus dem Jahr 2019 erkannte eine Million Arten der geschätzt acht Millionen Arten weltweit als bedroht. Laut der aktuellen Analyse mit den europäischen Arten wären es weltweit fast doppelt so viele, also zwei Millionen, so die Fachleute. Die Verdopplung innerhalb weniger Jahre lasse sich mit neuen und genaueren Informationen begründen, erklärte Josef Settele, Mitautor des letzten IPBES-Berichtes und Biologe, zur neuen Studie.