Bodenschutzgipfel gegen Flächenfraß der Bundesländer

 

Mit einem Bodenschutzgipfels vergangenen Mittwoch haben Bund, Ländern und Gemeinden Maßnahmen zur Eindämmung des hohen Bodenverbrauchs in Österreich erörtert. Im Vorfeld des Gipfel zeigte eine aktuelle Analyse der Naturschutzorganisation World Wildlife Fund (WWF) Österreich, dass mit einem Bodenverbrauch von durchschnittlich 11,5 Hektar pro Tag Österreich mehr als das Vierfache des Nachhaltigkeitsziels des Bundes verbaut wurde.

„Insgesamt ist in Österreich bereits eine Fläche von knapp 576.900 Hektar produktiver Böden verloren gegangen – was mehr als der doppelten Fläche des Bundeslandes Vorarlberg entspricht. Bodenfressende Mega-Projekte wie die überholte Lobau-Autobahn oder die Erweiterung des Skigebiets Vorderstoder zeigen, dass es nach wie vor kein Umdenken gibt“, kritisiert WWF-Bodenschutzsprecherin Maria Schachinger. Sie fordert einen verbindlichen Bodenschutzvertrag für ganz Österreich sowie ein umfassendes Maßnahmenpaket auf allen Ebenen. „Bundeskanzler Alexander Schallenberg muss daher als ständiger Vorsitzender der Raumordnungskonferenz beim Bodenschutz-Gipfel für eine verbindliche Obergrenze beim Flächenfraß eintreten“, betont Schachinger.

Die neue Analyse zeigt, dass alle Bundesländer noch weit von einer nachhaltigen Bodennutzung entfernt sind. Die Steiermark ist beim täglichen Bodenverbrauch mit 3,3 Hektar Spitzenreiter, und das Burgenland liegt bei der pro Kopf versiegelten Fläche mit 510 Quadratmetern an erster Stelle. Darüber hinaus hat die Analyse ergeben, dass die kleinsten Bundesländer Wien und Vorarlberg am meisten für Landwirtschaft und Siedlungszwecke nutzbare Flächen verbauen (Vorarlberg 30 Prozent, Wien 79 Prozent). Die hohe Versiegelung zeigt sich auch im Straßennetz, welches bundesweit über ein Drittel des gesamten Bodenverbrauchs ausmacht und im Burgenland mit 31 Metern pro Kopf am dichtesten ist.

Umweltdachverband: Bodenschutz unverzeichtbar für Lebensmittelsicherheit

Wie der Umweltdachverband und das EU-Umweltbüro betonen, erfüllt der Boden vielfältige Funktionen, die ihn zur Lebensgrundlage für Tiere, Pflanzen und Menschen machen. Er bildet die Grundlage unserer Nahrungsproduktion sowie unseres Rohstoffbedarfs, spielt eine wichtige Rolle als CO2-, Nährstoff- und Wasser-Speicher bzw. -Filter und trägt damit entscheidend zur Reinhaltung des Grund- und Trinkwassers, zum Schutz vor Hochwasser und zur Stabilisierung des Klimas bei.

Umso problematischer für Mench und Ökosystem ist die fortschreitende Bodenzerstörung. Bodenversiegelung bedeutet eine Verringerung der Produktionsgrundlage für Nahrungs- und Futtermittel, wodurch auch wichtige CO2- und Wasserspeicherkapazitäten verloren gehen. Zudem sind Verdichtung, Versalzung, Bodenverunreinigung und die Bodenerosion, die durch eine unsachgemäße Landnutzung verursacht wird, wesentliche Ursachen für den Bodenverlust.

„Ohne aktiven Bodenschutz wird es unmöglich sein, Lebensmittelsicherheit zu garantieren, den Verlust der Biodiversität zu stoppen, eine biologische und multifunktionelle Landwirtschaft zu ermöglichen, die Folgen von Klimakatastrophen zu mindern und sich dem Klimawandel anzupassen“, warnt der Umweltdachverband.
 

WWF: Neuer WWF-Report zeigt enormen Flächenfraß der Bundesländer