Brexit könnte zum Problem für EU-Emissionshandel werden

31. Okt 2019

Das EU-Emissionshandelssystem könnte vor einem großen Problem stehen. Viele Millionen CO2-Zertifikate könnten nach dem Brexit auf dem Markt landen den Preis drücken. Schon bisher hat das System versagt und nur zu wenig CO2-Reduktion beigetragen. Über weite Strecken lag der Preis für eine Tonne CO2 unter zehn Euro und auch aktuell ist er mit rund 25 noch recht niedrig.

Der EU-Emissionshandel steht vor zwei neuen Problemen. Zum einen sind das internationale Wirtschaftskonflikte und Krisen. Wegen des andauernden Handelskonflikts zwischen den USA und China suchen die von US-Zöllen betroffenen chinesischen Unternehmen andere Absatzmärkte und bieten ihre Produkte vermehrt billig in Europa an. Das kann dazu führen, dass europäische Unternehmen ihre Produktion drosseln, weil es für sie wirtschaftlich keinen Sinn macht, in Konkurrenz zu treten. In der Folge stoßen weniger CO2 aus und brauchen weniger Zertifikate.

Das zweite und noch größere Problem könnte ein – vor allem ungeregelter – Brexit werden. Zwar wird ein sogenannter hard Brexit derzeit eher unwahrscheinlicher, doch er ist nicht ausgeschlossen. Sollte Großbritannien ohne Abkommen aus der EU ausscheiden, müssten britische Industrien für ihre Emissionen keine Zertifikate mehr vorweisen und könnten ihre überschüssigen Zertifikate am Markt verkaufen. Dadurch könnte ein Volument von 60 bis 100 Millionen Zertifikate auf den Markt kommen. Das würde dazu führen, dass der Preis für Zertifikate nach unten geht. Ein anderes mögliches Szenario ist der Verbleib der britischen Unternehmen im EU ETS für eine gewisse Zeit. Dann müssten sich Anlagebetreiber auch noch für die kommenden Jahre mit Zertifikaten eindecken.

 

Wiener Zeitung: Klimakatastrophe Brexit