Bromierte Flammschutzmittel in der Umwelt

Das Umweltbundesamt hat 20 Proben von Fisch, Boden und Klärschlamm hinsichtlich fünf bromierter Flammschutzmittel untersucht, deren Vorkommen in der Umwelt noch unzureichend erforscht ist. Diese Stoffe werden einer Reihe von Produkten wie Kunststoffen, Textilien oder Elektro-Geräten zugesetzt, um deren Entflammbarkeit zu reduzieren. Sie können sich allerdings in der Umwelt, in der Nahrungskette und in weitere Folge im Menschen anreichern.

Für ihren Nachweis etablierten die Umweltbundesamt-ExpertInnen neue Messmethoden. „Die Ergebnisse zeigen, dass das Vorkommen dieser Substanzen in der Umwelt weiterhin zu beobachten ist. Obwohl die Stoffe bereits reguliert sind, werden sie noch lange in der Umwelt und im Menschen nachweisbar sein. Regelmäßiges Monitoring ist eine wichtige Grundlage, um die Situation zu verbessern“, sagt die Leiterin der Prüfstelle im Umweltbundesamt, Gundi Lorbeer.

Die Fisch- und Bodenproben wiesen geringe Konzentrationen der bromierten Flammschutzmittel auf. Im Gegensatz dazu waren die Klärschlammproben mit allen fünf Wirkstoffen belastet. Die Konzentrationen sind mit internationalen Ergebnissen vergleichbar.

Hoch waren die Konzentrationen an Decabromdiphenylethan (DBDPE) im Klärschlamm. DBDPE wird in Europa nicht hergestellt, zählt aber in China zu einem der am häufigsten verwendeten Flammschutzmittel. Es dient als Ersatz für das ebenfalls bromierte Flammschutzmittel Decabromdiphenylether (DecaBDE), dessen Einsatz unter anderem in Elektro- und Elektronikgeräten in Europa verboten ist. DBDPE ist schwer abbaubar, kann sich in der Nahrungskette anreichern und ist hormonell wirksam.

In der aktuellen Studie analysierte die Prüfstelle des Umweltbundesamtes Tetrabrombisphenol A (TBBPA), Hexabromcyclododecan (HBCDD), Decabromdiphenylethan (DBDPE), 1,2-Bis(2,4,6-tribromphenoxyl)ethan (BTBPE) und Hexabrombenzol (HBB). Diese Substanzen können während des gesamten Lebenszyklus - in der Produktion, während ihrer Nutzung oder nach der Entsorgung aus den Materialien und Produkten - in die Umwelt gelangen.

Der Mensch nimmt diese Stoffe vor allem über die Nahrung auf. Einige von ihnen beeinträchtigen die Fortpflanzung oder haben erbgutveränderndes und krebserzeugendes Potenzial. TBPPA ist nach derzeitigem Kenntnisstand für den Menschen ungefährlich, jedoch sehr giftig für Wasserorganismen. Im Tierversuch zeigten sich Schädigungen der Embryonal- und Säuglingsentwicklung durch HBCDD. Außerdem steht die Substanz im Verdacht, die Fortpflanzung zu beeinträchtigen. Untersuchungen von DBDPE in Fischen zeigten Hinweise auf eine möglicherweise endokrin schädigende Wirkung. Diese liegen auch für BTBPE vor, das langlebig und toxisch ist und sich in der Umwelt anreichert. Dieser Stoff gilt als besonders besorgniserregende Substanz. HBB ist im Fettgewebe nachweisbar und kann über die Plazenta in das Ungeborene gelangen.


Umweltbundesamt Pressemitteilung