CO2-intensive Industriezweige profitieren von kostenlosen CO2-Zertifikaten

Wie eine aktuelle Analyse zeigt, hat die energieintensive Industrie in Europa im Zeitraum von 2008 bis 2019 durch die kostenlose Zuteilung von Emissionszertifikaten im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems (EU ETS) mit Gewinnen bis zu 50 Milliarden Euro profitiert. Erstellt wurde der Bericht von der Umweltberatungsfirma CE Delft im Auftrag der Umweltorganisation Carbon Market Watch (CMW).

Nach diesem Bericht haben die Sektoren Eisen- und Stahlindustrie, Raffinerien, die Zementindustrie und die Petrochemie die größten Vorteile aus der kostenlosen Zuteilung von Emissionszertifikaten in der Europäischen Union gezogen. Unternehmen im Eisen- und Stahlsektor hätten beispielsweise die „Kosten“ der kostenlosen Emissionszertifikate im Produktpreis an die Verbraucher*innen weitergereicht und auf diese Weise Gewinne in der Höhe zwischen 12 bis 16 Milliarden Euro erzielt.

Darüber hinaus seien dem Bericht zufolge manchen Unternehmen zu viele kostenlose Emissionsrechte zugeteilt worden, welche sie auf dem Markt gewinnbringend verkaufen konnten. Dies trifft laut der Analyse etwa auf den Zementsektor (3,1 Milliarden Euro) sowie die Petrochemie (600 Millionen Euro) zu.

Zudem kauften andere Unternehmen billigere internationale Offsets (bis 2020), um ihre Ziele zu erfüllen. Die verbleibenden freien Zertifikate konnten sie dem Bericht von CE Delft zufolge mit Gewinn auf dem Markt verkaufen. Auf diese Weise lukrierte der Eisen- und Stahlsektor Einnahmen in der Höhe von 850 Millionen Euro, Raffinerien 630 Millionen Euro und der Zementsektor 610 Millionen Euro.

Der EU-Emissionshandel (European Union Emissions Trading System, EU ETS) wurde als ein Instrument der EU-Klimapolitik mit der Zielsetzung eingeführt, die Treibhausgasemissionen wie vor allem Kohlenstoffdioxid unter möglichst geringen volkswirtschaftlichen Kosten zu senken. Dazu wird eine begrenzte Anzahl an Emissionsrechten ausgegeben und anschließend auf einem Markt gehandelt. Das EU ETS als erstes grenzüberschreitendes und weltweit größtes Emissionsrechtehandelsystem wurde 2003 vom Europäischen Parlament und dem Rat der Europäischen Union beschlossen und trat am 1. Jänner 2005 in Kraft.

 

CMW: Europe’s industry polluters make €50 billion in carbon market windfall profits