Deutscher Naturschutzring: Biodiversität der Gewässer

Ein internationales Forschungsteam hat den Zustand und die Entwicklung der Biodiversität in europäischen Fließgewässern analysiert. Das Studienergebnis ist, dass die biologische Vielfalt in Flusssystemen in 22 europäischen Ländern sich über einen Zeitraum von 1968 bis 2010 aufgrund der verbesserten Wasserqualität zunächst erholt hat. Seit 2010 stagniert die Entwicklung jedoch.

Dass sich die Biodiversität in manchen Fließgewässern kaum erholt, lässt sich flussabwärts von urbanen Gebieten hauptsächlich darauf zurückführen, dass Mikroverunreinigungen und Nährstoffeinträge in die Gewässer gelangen und Städte zudem häufig Einfallstor für gebietsfremde invasive Arten sind. Von Ackerflächen würden eher Feinsedimente, Pestizide und Düngemittel in die Gewässer gespült. Staudämme wiederum zerschnitten Gewässer und veränderten das Fluss- und Temperaturregime.

Auch Systeme, die bisher am wenigsten beeinträchtigt wurden und somit wertvolle Rückzugsgebiete für die biologische Vielfalt sind, müssen erhalten und besser geschützt werden. Hier sind dringend zusätzliche Maßnahmen vonnöten. Die Umweltgesetzgebung habe in den vergangenen Jahren nur unzureichend auf neu auftretende Belastungen reagiert. Der Entwurf des EU-Gesetzes zur Wiederherstellung der Natur (Nature Restoration Law) ist ein wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung. Es reicht nicht aus, die Wasserqualität zu verbessern, Ökosysteme müssen großflächig renaturiert und die Konnektivität der europäischen Fließgewässer entscheidend verbessert werden.

Kleine Stillgewässer wie natürliche oder künstliche Teiche, Sölle, Pfuhle oder Parkgewässer leiden besonders unter dem Wassermangel. Europaweit verzeichneten sie historische Tiefstände, viele sind vollständig ausgetrocknet. Übersehen und unterschätzt sind kleine Stillgewässer aufgrund ihrer geringen Größe – dabei machten sie insgesamt mehr als 30 Prozent der weltweiten Fläche von Binnengewässern aus – von großer ökologischer und gesellschaftlicher Bedeutung, so das IGB.

Glyphosat belastet die europäischen Oberflächengewässer
Das Pestizid Aktions-Netzwerk PAN Europe hat in zwölf europäischen Ländern Oberflächengewässerproben analysiert. Ergebnis des Berichts ist, dass in 17 von 23 Proben Gewässer durch das Totalherbizid Glyphosat und seinen Metaboliten AMPA verschmutzt seien. Dass die Wasserproben selbst in der „Nebensaison“ derart belastet seien, zeige das Ausmaß der Glyphosatkontamination. Die Pestizidbelastung beeinträchtige die Qualität der Wasserressourcen und gefährde aquatische Ökosysteme. Glyphosat ist als giftig für Wasserlebewesen mit langfristiger Wirkung eingestuft. Aus Sicht von PAN Europe und auf Grundlage der Daten wäre eine strengere Einstufung gerechtfertigt.

Trotz umfangreicher Zulassungsprüfung und strenger Auflagen gelangen laut Umweltbundesamt Pestizide aus der Landwirtschaft in umweltschädlichen Mengen in kleine Gewässer. Das jüngste Kleingewässermonitoring zeige, dass die Gewässer nicht ausreichend vor Belastungen, insbesondere durch Pflanzenschutzmittelrückstände, geschützt seien.


Gewässer: Vielfalt stagniert, Pflanzenschutz als Gefahr