Deutscher Naturschutzring: Klimabeirat für separate Ziele bei Emissionen und CO₂-Entnahmen
Der Wissenschaftliche Beirat der EU für Klimawandel (ESABCC) legt in einem neuen Bericht „Scaling up carbon dioxide removals“ neun detaillierte Empfehlungen vor, um die Skalierung von CO₂-Entnahmen in der EU voranzutreiben. Dabei werden sowohl technologische als auch natürliche Methoden betrachtet, mit dem Ziel, einen langfristigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele der EU zu leisten. Im Zentrum der Vorschläge steht die klare Trennung zwischen Emissionsminderungen und CO₂-Entnahmen, um sicherzustellen, dass Unternehmen weiterhin primär ihre Emissionen reduzieren. Der Bericht betont außerdem die Notwendigkeit strenger Qualitätsstandards, die Förderung innovativer Technologien und den Ausbau von Infrastruktur zur langfristigen Speicherung von CO₂. Gleichzeitig wird auf Herausforderungen wie die Integration in den Emissionshandel und die finanzielle sowie regulatorische Absicherung neuer Maßnahmen hingewiesen.
Insbesondere die Forderung nach separaten, rechtlich bindenden Zielen für Emissionsreduktionen, temporäre und permanente Entnahmen wurde von Umweltverbänden positiv aufgenommen. Der WWF lobt die Betonung der natürlichen Kohlenstoffsenken, deren Schutz und Wiederherstellung eine zentrale Rolle für die langfristige CO₂-Bindung spielt. Er verweist auf die Notwendigkeit, Synergien mit der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und dem Nature Restoration Law zu schaffen. Die vorgeschlagene Integration in den ETS (Emissions Trading System) wird als riskant und potenziell kontraproduktiv für die europäische Klimapolitik kritisiert. Carbon Market Watch warnt: "Der ESABCC-Bericht zeigt, dass die Integration von CO₂-Entnahmen in den ETS aus klimapolitischer Sicht problematisch und extrem riskant ist. Es hat fast zwei Jahrzehnte gedauert, bis der EU-ETS einigermaßen effektiv wurde, und die betroffenen Industrien müssen ihre eigenen Emissionsreduktionen zuerst verdoppeln. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, den Markt mit CO₂-Entnahmezertifikaten zu untergraben." Der WWF weist zudem auf die Unsicherheit über die künftige Entwicklung des ETS-Preises hin und empfiehlt daher besondere Vorsicht.
Carbon Market Watch kritisiert, dass die EU bislang zu wenig in CO₂-Entnahme-Technologien investiert. Sie fordern mindestens 2,6 Milliarden Euro im nächsten EU-Finanzierungszyklus, um mit globalen Wettbewerbern, insbesondere den USA, mitzuhalten. Beide Organisationen betonen, dass Emissionsminderungen oberste Priorität haben müssen und CO₂-Entnahmen nicht als Ausgleich für vermeidbare Emissionen genutzt werden dürfen. Der WWF veröffentlichte kürzlich konkrete Handlungsempfehlungen zur Integration von Carbon Removal in Klimaschutzstrategien. Das Dokument zeigt naturbasierte und technologische Ansätze auf, die unter Einhaltung hoher Umwelt- und Sozialstandards umgesetzt werden können.
Klimabeirat für separate Ziele bei Emissionen und CO₂-Entnahmen