Deutscher Naturschutzring: Luftqualität ohne Priorität trotz erheblicher Gesundheitsgefahren

In Flughafennähe zu wohnen, ist ein Gesundheitsrisiko für 52 Millionen Menschen, belegt eine Studie von T&E, die Ultrafeinstaub untersuchte. Der Emissionshandel könnte positive Effekte

auf Gesundheit haben und eine Reduktion der Gesundheitskosten bewirken, hat eine Forschergruppe herausgefunden. Nur 16 von 27 EU-Mitgliedstaaten haben im Jahr 2022 ihre jeweiligen nationalen Emissionsreduktionsverpflichtungen für 2020-2029 eingehalten. Es geht um die fünf wichtigsten Schadstoffe, die in der Richtlinie über nationale Emissionsreduktionsverpflichtungen geregelt sind: Feinstaub (PM2,5), Stickstoffoxide (NOx), flüchtige organische Verbindungen ohne Methan (NMVOC), Ammoniak (NH3) und Schwefeldioxid (SO2). Elf Staaten haben es mindestens bei einem der Stoffe nicht geschafft, die für die Gesundheit der Bevölkerung wichtigen Grenzwerte einzuhalten. Die in dem EEA- Briefing vorgestellte Analyse basiert auf den neuesten Daten des Luftschadstoff- Emissionsinventars, für das die Mitgliedstaaten jährlich Daten liefern müssen. Laut EEA ist die größte Herausforderung nach wie vor die Reduzierung der Ammoniakemissionen: Neun Mitgliedstaaten hätten ihre Emissionen bis 2022 senken müssen, um ihre Reduktionsverpflichtungen für 2020-2029 zu erfüllen. Die Landwirtschaft ist die Hauptquelle, die für 93 Prozent der gesamten Ammoniakemissionen verantwortlich ist. In vielen Mitgliedstaaten sind die Ammoniakemissionen seit 2005 nur geringfügig zurückgegangen, in einigen Fällen haben sie sogar zugenommen. Ab 2030 gelten strengere Grenzwerte, doch weitere Reduzierungen bis 2030 und darüber hinaus zu erreichen, dürften für fast alle EU- Länder und für fast alle Luftschadstoffe „eine große Herausforderung darstellen“. Bei einigen Schadstoffemissionen sei die Reduktionsrate inzwischen abgeflacht, so die EEA. Eine Ausnahme sei Schwefeldioxid: 22 Mitgliedstaaten erfüllten bereits die Reduktionsverpflichtung für 2030. Dennoch: Die Emissionen der wichtigsten Luftschadstoffe seien weiter zurückgegangen, wobei der seit 2005 zu beobachtende Trend anhält. Dies gelte trotz eines Anstiegs des Bruttoinlandsprodukts im selben Zeitraum, bilanzierte die EUA.

Eine neue Studie der verkehrskritischen Organisation Transport & Environment (T&E) legt nahe, dass Tausende Fälle von Bluthochdruck, Diabetes und Demenz in ganz Europa mit den winzigen Partikeln in Verbindung gebracht werden könnten, die von Flugzeugen ausgestoßen werden. 52 Millionen Menschen – mehr als zehn Prozent der Gesamtbevölkerung Europas – leben in einem Umkreis von 20 Kilometern um die 32 verkehrsreichsten Flughäfen in Europa und sind besonders stark den ultrafeinen Partikeln aus dem Luftverkehr ausgesetzt, so das Ergebnis einer neuen Studie von CE Delft im Auftrag von T&E.

Emissionshandel hat positive Effekte auf Gesundheit und mindere Kosten für Krankheiten

Das Emissionshandelssystem der EU könnte einen hohen Zusatznutzen durch die Verringerung der Umweltverschmutzung bringen. Das ist das Fazit einer von drei Wissenschaftlern der Uni Hamburg durchgeführten Studie, die am 1. Juli im Wissenschaftsorgan PNAS erschienen ist. Untersucht wurden die toxischen Luftschadstoffe Schwefeldioxid (SO2), Feinstaub (PM2,5) und Stickoxide (NOx) und ihre Entwicklung nach der Einführung des EU- Emissionshandelssystems (ETS). Demnach haben EU-ETS und die Emissionsnormen zwischen 2005 und 2021 zu einer beträchtlichen Verringerung der Verschmutzung in den regulierten Sektoren geführt. Diese Verschmutzungsreduzierungen könnten zu einem hohen gesundheitlichen Zusatznutzen führen.