Deutschland setzt auf geplante EU-Offshore-Strategie

13. März 2020

Die von der EU-Kommission angekündigte Strategie zur Förderung von Offshore-Windparks soll laut einem Bericht des Onlinenachrichtenportals Euractiv im Oktober vorgelegt werden. In Berlin warte man auf die Vorschläge der Kommission, damit der EU-Rat noch im Dezember unter deutschem Vorsitz Stellung zur Strategie beziehen könne. Des Weiteren möchte Deutschland noch in diesem Jahr Regelungen für internationale Projekte entwickeln. Denn um die Ziele des Grünen Deals zu erfüllen, wird massiv in die Windräder im Meer investiert werden müssen. 

Der Ausbau der Offshore-Windenergie ist eine deklarierte Priorität der deutschen Ratspräsidentschaft. Man wolle den EU-Ratsvorsitz sowie den diesjährigen Vorsitz Deutschlands in der Nordsee-Kooperation dazu nutzen, um noch in diesem Jahr Rahmenbedingungen für den Bau multinationaler Windparks zu erarbeiten: „Wir wollen einen europäischen Rahmen schaffen, der uns Planungssicherheit gibt“, verkündete ein Mitarbeiter des Bundeswirtschaftsministeriums am Mittwoch auf einer Konferenz des Bundesverbands der Windparkbetreiber Offshore in Berlin.

Auf der Stromproduktion auf See liegen große Hoffnungen; laut europäischer Energieagentur könnte sie Anfang der 40er Jahre zur wichtigsten Energiequelle in Europa werden. Nach Schätzungen der EU-Kommission müsste die EU bis zum Jahr 2050 zwischen 230 bis 450 GW Wind auf See produzieren, um die Ziele des Grünen Deals zu erfüllen – eine gewaltige Menge gemessen an den derzeit 22 GW in europäischen Gewässern.

Wie dieser massive Ausbau gestaltet werden könnte, hat der europäische Lobbyverband WindEurope im November in einer Studie dargestellt. Demnach müsste die auf See produzierte Stromkapazität jedes Jahr um sieben GW zunehmen, ab 2030 müssten es sogar 18 GW sein. „Um das zu erreichen, müssen wir aber einen neuen Ansatz der maritimen Raumplanung finden. Wir brauchen Mehrfachnutzung von Wassergebieten“, betont Giles Dickson, der Vorsitzende von WindEurope. Derzeit sind die Flächen für potentielle Windparks begrenzt, weil sie für die Fischerei vorgesehen oder aus militärischen oder naturschutzrechtlichen Gründen ausgeschlossen sind.

Nach der Skizzierung von WindEurope würden auf Deutschland 36 GW Offshore-Windstrom entfallen. Doch die nationale Branche widerspricht. Man traue sich durchaus auch über 50 GW zu, außerdem werde man diese Menge brauchen, um den Kohleausstieg zu kompensieren und das Potential für grünen Wasserstoff in Deutschland ausschöpfen zu können.

„Die Offshore-Ziele für den Green Deal sind extrem ambitioniert, aber sie sind auch eine industrielle Chance für Deutschland“, sagte der Ministeriumsmitarbeiter. Um das Potenzial zu nutzen, müsse Deutschland „über den nationalen Tellerrand blicken“. So sei man bereits mit Polen im Gespräch über Möglichkeiten gemeinsamer Offshore-Projekte in der Ostsee. In der Nordsee ist Deutschland bereits im weltweit ersten grenzüberschreitenden Windpark involviert: Baltic 2, auch Kriegers Flak genannt, ist ein Zusammenschluss dreier Windparks mit einer gemeinsamen Leistung von 600 MW. Über einen Interkonnektor sind die Anlagen an die Stromnetze Deutschlands und Dänemarks angeschlossen, bald wird auch Schweden angedockt.

 

Euractiv: EU-Offshore-Strategie für Oktober erwartet