EEB: Die Rolle von Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS)
CO₂-Abscheidung und -Speicherung bezeichnet technologische Lösungen, durch die CO₂ abgeschieden und unterirdisch gespeichert werden soll. Das Papier vom EEB skizziert einen alternativen Weg, der auf Elektrifizierung, Kreislaufwirtschaft, Effizienzmaßnahmen und bereits auf dem Markt befindlichen fossilfreien Technologien basiert. Weiters warnt es davor, dass CCS in großem Maßstab die Gefahr birgt, dass knappe öffentliche Mittel von bewährten Lösungen abgezogen werden, und zeigt auf, wie so genannte „schwer abbaubare“ Sektoren wie Stahl und Zement ohne CCS dekarbonisiert werden können.
Ein industrieller Wandel hin zur Klimaneutralität kann, wenn überhaupt mit einem marginalen Einsatz von Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) erfolgen, das setzt jedoch eine Reihe anderer Maßnahmen voraus. Eine starke Mischung aus Kreislaufwirtschaft und nachfrageseitigen Praktiken, Energie- und Materialeffizienz, Verhaltensänderungen, Substitution von Materialien (einschließlich Rohstoffen) und eine Umstellung auf strombasierte Industrieprozesse könnte sogar die Notwendigkeit von CCS überflüssig machen.
Investitionen und politische Maßnahmen sollten heute beginnen, um das Potenzial der Elektrifizierung für die kommenden Jahrzehnte freizusetzen. Direkte Elektrifizierungstechnologien, die voraussichtlich bis 2035 verfügbar sein werden, könnten 90 % des noch nicht elektrifizierten Energiebedarfs der europäischen Industrie decken. Bereits heute verfügbare Technologien wie Wärmepumpen und Lichtbogenöfen könnten über 60 % dieses Bedarfs decken. Stattdessen entfallen etwa 75 % des Energieverbrauchs für die industrielle Prozesswärme auf fossile Brennstoffe.
Bislang hat CCS keine Rolle bei der Dekarbonisierung kohlenstoffintensiver Tätigkeiten gespielt. Im Gegenteil, derzeit besteht die Hauptaufgabe von CCS darin, die Gewinnung fossiler Brennstoffe zu erleichtern. Darüber hinaus kann CCS keine CO₂-Emissionen entlang der Wertschöpfungsketten, wie z. B. flüchtige Methanemissionen, die bei der Gewinnung fossiler Brennstoffe entstehen, berücksichtigen.
CCS ist teuer und wird in Zukunft voraussichtlich nicht wesentlich billiger werden. Nach Ansicht von Forschern der Universität Oxford sollte man vorsichtigerweise davon ausgehen, dass CCS weiterhin so teuer sein wird wie heute, insbesondere wenn es nicht mit der Förderung fossiler Brennstoffe verbunden ist, was bisher die einzige Möglichkeit war, CCS-Projekte ohne öffentliche Mittel wirtschaftlich zu rechtfertigen. Jegliche finanzielle Unterstützung sollte von privaten Investoren, der strikten Durchsetzung des Verursacherprinzips und der erweiterten Verantwortung der Hersteller für die durch die Verschmutzung verursachten Auswirkungen kommen.
Die mit einer weit verbreiteten CCS-Nutzung verbundenen Kosten wären extrem hoch und könnten Mittel von ausgereifteren und kostengünstigeren Lösungen abziehen. Nach Angaben des Instituts für Energiewirtschaft und Finanzanalyse (IEEFA) könnte die derzeitige Projektpipeline in Europa bis zu 520 Mrd. € kosten und 140 Mrd. € an staatlicher Unterstützung erfordern, um nur einen Bruchteil der längerfristigen Ziele abzufangen und zu speichern. Öffentliche Investitionen in dieser Größenordnung würden knappe öffentliche Gelder von wesentlich effektiveren Dekarbonisierungslösungen abziehen.
Kohlenstoffintensive Sektoren wie Stahl und Zement, die früher als „schwer abbaubar“ galten, können aufgrund rascher Fortschritte bei fossilfreien Produktionsverfahren, verbessertem Recycling und Kreislaufprozessen sowie marktreifen kohlenstoffarmen Ersatzprodukten, die kohlenstoffintensive traditionelle Produkte verdrängen, als „schnell abbaubar“ gelten. Auch der Verkehr und die Niedertemperaturheizung können ohne CCS dekarbonisiert werden.
CO₂ ist keine Handelsware, sondern ein gefährlicher Schadstoff, der als solcher behandelt werden muss. Wenn CCS eingesetzt wird, muss die dauerhafte CO₂-Speicherung immer der Nutzung vorgezogen werden, es sei denn, das CO₂ kann für mehrere Jahrhunderte in Produkten gebunden werden.