EEB: Die Zukunft der europäischen Lebensmittelsysteme
Angesichts wissenschaftlicher Erkenntnisse ist es klar, dass Europas Lebensmittelsysteme einen radikalen Wandel brauchen. Doch sobald man das wissenschaftliche Labor verlässt und sich in die politische Debatte begibt, wird der Status quo verteidigt. Große Agrarlobbys, einflussreiche landwirtschaftliche Akteure und sogar einige gewählte Beamt:innen mit engen Verbindungen zur Agrarindustrie wehren sich gegen einen dringend notwendigen Wandel zugunsten kurzfristiger Gewinne.
Der Vorschlag der Kommission für ein Gesetz über nachhaltige Lebensmittelsysteme kam unter dieser Kommission nicht zustande. Stattdessen hat die Kommission einen "Strategischen Dialog über die Zukunft der EU-Landwirtschaft" eingeleitet. Im besten Fall ist dies ein echter Versuch, die eindeutige Polarisierung zu überwinden, die derzeit die Debatte über die Lebensmittelsysteme bestimmt. Wenn letzteres der Fall ist, dann wird der Austausch nur dann erfolgreich sein, wenn die zugrunde liegenden Probleme angegangen werden. Populistische Agenden und unverrückbare Industrieansichten können nicht gegen solide Wissenschaft und einen sinnvollen Austausch zwischen den Interessengruppen gestellt werden. Ausgangspunkt eines jeden Dialogs muss die klare Anerkennung des wissenschaftlichen Konsenses sein: die Notwendigkeit eines dringenden Übergangs zu sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltigen Lebensmittelsystemen. Die Kosten für weitere Verzögerungen sind gravierend und beginnen sich bereits zu häufen. Das derzeitige Agrar- und Lebensmittelsystem der EU ist die größte Ursache für den Verlust der biologischen Vielfalt in Europa und trägt zu etwa 30 Prozent der Treibhausgasemissionen der EU bei. Ohne ein nachhaltiges Lebensmittelsystem kann es weder Ernährungssicherheit noch echte Klimaschutzmaßnahmen geben.
Dialog über ein nachhaltiges Lebensmittelsystem
Am 25. Jänner 2024 nahm das EEB zusammen mit 29 anderen Organisationen in Brüssel den Dialog auf, der einen positiven Beitrag zu den Bemühungen der EU um den Aufbau eines nachhaltigen Lebensmittelsystems leisten kann und muss. Angesichts der Tatsache, dass zahlreiche Interessengruppen noch mehr Zeit, Mühe und Ressourcen aufwenden, um gemeinsam einen Weg nach vorn zu finden, wird von der EU-Kommission erwartet, dass sie genügend Zeit und Raum für eine echte Diskussion einräumt, die durch eine unparteiische Moderation unterstützt wird und alle Interessengruppen und ihre Anliegen gleichermaßen berücksichtigt. Am wichtigsten ist, dass sie sich klar und unnachgiebig dazu verpflichtet, die Ergebnisse des Dialogs umzusetzen. Wenn der Kommission dies gelingt und der Dialog auf einer soliden wissenschaftlichen Grundlage beruht, kann er einen bedeutenden Beitrag zum Übergang der EU zu nachhaltigen Lebensmittelsystemen leisten. Dazu bedarf es jedoch des Willens und des Mutes, eigennützige politische Ambitionen beiseite zu lassen und Fortschritte auf dem Weg zu dem großen Ganzen zu ermöglichen, das in unser aller Interesse liegt: die Schaffung von Agrarnahrungsmittelsystemen, die Wirtschaft und Gesellschaft in sichere und faire planetarische Grenzen bringen und die langfristige Ernährungssicherheit, die Gesundheit von Mensch und Tier, den Lebensunterhalt der Landwirte und das Wohlergehen der Umwelt sichern.
META EEB - Strategic Dialogue: Real intent or delaying tactic?