EEB: Strenger Schutz der Wölfe wird aufgeweicht

Das EU-Parlament hat dem Vorschlag der EU-Kommission zugestimmt, den strengen Schutz des Wolfes im Rahmen der EU-Habitat-Richtlinie aufzuweichen. Diese Abstimmung folgt auf die frühere Entscheidung, die Art im Rahmen der Berner Konvention herabzustufen. Der Vorstoß der EU gegen den Wolf stieß von Anfang an auf starken Widerstand von Wissenschaftler:innen und Umweltorganisationen. Die Entscheidung markiert eine Abkehr von einer wissenschaftsbasierten Politikgestaltung im neuen EU-Mandat und setzt einen besorgniserregenden Trend, der weit über den Wolf hinausreichen kann. Es wird erwartet, dass der plötzliche Sinneswandel der EU in Bezug auf den Wolf nur der erste Akt sein wird. Rechtsextreme und konservative Dokumente zeigen, dass es den Wunsch gibt, die Naturgesetze weiter auszuhebeln, ähnlich wie der laufende Angriff auf den EU Green Deal. 

„Die Herabstufung des Wolfsschutzes ist ein politischer Schachzug, der als Politik getarnt ist - er ignoriert die Wissenschaft, schürt die Spaltung und gefährdet einen der größten Erfolge des europäischen Naturschutzes. In einer Zeit, in der wir Europas Natur - unseren besten Verbündeten im Kampf gegen die Klima-, Biodiversitäts- und Umweltverschmutzungskrise - stärken müssen, verschwenden einige Entscheidungsträger Zeit und Energie, um Kriege gegen unsere empfindlichen Arten und Ökosysteme zu führen. Die europäischen Staats- und Regierungschefs müssen ihre Pflicht gegenüber der Öffentlichkeit erfüllen, indem sie die Natur verteidigen und sie nicht für politische Gewinne opfern“, so eine Koalition von Nichtregierungsorganisationen, bestehend aus WWF EU, BirdLife Europe, ClientEarth und dem Europäischen Umweltbüro.

Die Kehrtwende begann im September 2023, als Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dafür plädierte, den Schutz der Art herabzustufen. Im Dezember 2023 schlug die EU-Kommission vor, die Art im Rahmen der Berner Konvention abzustufen. Nur ein Jahr zuvor hatte die EU denselben Vorschlag wegen fehlender wissenschaftlicher Grundlage abgelehnt. Aus Sicht des Artenschutzes wird die Entscheidung voraussichtlich jahrzehntelange Fortschritte zunichte machen. Dank des strengen Schutzes durch die Habitat-Richtlinie konnten sich die Wolfspopulationen zwar erholen, doch ist ihr Zustand in den meisten Teilen Europas nach wie vor fragil. Die Richtlinie räumt den Mitgliedstaaten mehr Flexibilität beim „Management“ der Wolfspopulationen ein, einschließlich verstärkter Abschussaktionen, was die Art zwangsläufig bedrohen wird. Um diesen Rückschlag zu vermeiden, fordert das EEB die Mitgliedstaaten auf, den Wolf nach ihrem nationalen Recht weiterhin streng zu schützen.

Die Schwächung der Habitat-Richtlinie untergräbt eines der wirksamsten Instrumente der EU zur Erhaltung der biologischen Vielfalt: Das Gesetz dient der effektiven Wiederherstellung von Arten, dem Schutz von Ökosystemen und dem Erhalt des europäischen Naturerbes.

Europe turns its back on wolves and on science