EEB warnt vor gesundheitsgefährdenden Windeln
Die französische Agentur ANSES testete die meistverkauften Marken von Wegwerfwindeln und fand 38 „sehr gefährliche“, zumeist hormonstörende Chemikalien in Windeln, die in ganz Europa verkauft wurden. Der Agentur zufolge waren 90 % der europäischen Babys in den letzten Jahren „sehr schweren“ Chemikalien in Windeln ausgesetzt, wodurch sie später im Leben das Risiko „potentiell sehr schwerer Krankheiten“ tragen. Die Windeln seien in ganz Europa verkauft worden. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilt die Besorgnis. Der WHO zufolge sind Kinder besonders anfällig für Chemikalien.
ANSES schätzt, dass insgesamt mehr als 14 Millionen europäische Kinder „potenziell sehr schwere, variable und latente Krankheiten wie Krebs, endokrine Störungen und reproduktionstoxische Wirkungen erleiden könnten, die ihre Lebensqualität im Laufe ihres Lebens beeinträchtigen.“
ANSES: „Chemikalien stark einschränken“
Die Agentur forderte die EU nun auf, die Chemikalien in Windeln streng einzuschränken.
Dieser Vorschlag wird allerdings laut EEB von den EU-Institutionen abgelehnt. Die Europäische Chemikalienagentur erkennt potenzielle Risiken an, behauptet jedoch, die französische Agentur hätte ein Risiko für Kinder nicht ordnungsgemäß nachgewiesen.
NGOs kritisieren diese Position der Europäischen Chemikalienagentur. Darüber hinaus schrieben 21 Nichtregierungsorganisationen, darunter das European Environmental Bureau (EEB), HEAL und ClientEarth, an die Europäische Kommission, dass die gesundheitlichen Folgen für Kinder irreversibel sein könnten und die EU-Kommission die Chemikalien mit Vorsorgebefugnissen verbieten sollte.
„Tag für Tag, Woche für Woche können unglaublich empfindliche Neugeborene und Kleinkinder einigen der giftigsten Substanzen der Welt ausgesetzt sein. Unglaublicherweise ist diese Situation vollkommen legal“, sagt die stellvertretende EEB-Managerin für Chemikalien, Dolores Romano. „Der französische Druck zwang die Hersteller zwar zum Handeln und zeigte, dass dies durchaus möglich ist. Aber sobald die Inspektoren weg sind, könnte das Problem wieder da sein. Deshalb braucht es ein Gesetz. Die EU-Kommission hat kürzlich zugesagt, Kinder vor chemischen Gefahren zu schützen. Es sollte diese Bedrohung durch Windeln ernst nehmen, keine Zeit mehr verschwenden und giftige Windeln eliminieren.“
Auch die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit des Europäischen Parlaments, Anja Hazekamp, teilt diese Einschätzung: „Es ist sehr besorgniserregend, dass Millionen von Neugeborenen und Kindern in Europa bereits gefährlichen Chemikalien ausgesetzt sind, während sie noch Windeln tragen. Noch besorgniserregender ist, dass sich die offizielle EU-Chemikalienagentur trotz der Beweise dafür entscheidet, die wirtschaftlichen Interessen der Industrie zu verteidigen, anstatt Sicherheitsbeschränkungen zu unterstützen, welche die Gesundheit dieser kleinen Kinder schützen würden.“
EEB: Babies exposed to highly toxic nappies face severe disease threat later in life