EEB: Zerstörung von unverkaufter Elektronik in Europa
Frisch aus der Fabrik in den Müll - das ist die Geschichte vieler unserer elektronischen Geräte und Anlagen. Im Jahr 2022 wurden in Europa tonnenweise brandneue, unverkaufte Elektronikgeräte mit einem geschätzten Wert von 3,7 Milliarden Euro aufgrund von Überbeständen, Rücksendungen, Veralterung oder kosmetischen Mängeln vernichtet, anstatt weiterverkauft oder gespendet zu werden. Diese Praxis, die durch einen wachsenden Markt für Wegwerftechnologie angeheizt wird, trägt zur Verschärfung der E-Müll-Krise in der Europäischen Union bei. Nach den neuesten Daten von Eurostat wurden allein im Jahr 2021 in Europa 4,9 Millionen Tonnen Elektroschrott gesammelt, von denen ein Teil zweifellos neuwertige Produkte sind. Dies stellt eine unnötige Verschwendung auf mehreren Ebenen dar: Erstens sind viele der Waren durchaus funktionsfähig und könnten weiterverwendet werden; zweitens geht der gesamte ökologische Fußabdruck der Geräte einschließlich der darin enthaltenen wertvollen Ressourcen verloren; und schließlich wird eine Chance für den wachsenden europäischen Wiederverwendungs- und Aufarbeitungssektor verpasst.
Das Streben nach Gewinnspannen in einer wettbewerbsintensiven Branche hat zu Geschäftsmodellen geführt, in denen zerstörerische Praktiken als Kostensenkungsmaßnahme eingebaut sind. Der Druck, Waren zu vernichten, kommt häufig von Online-Marktplätzen, die als Vermittler:innen zwischen Verbraucher:innen und Einzelhändler:innen Kosten einsparen wollen. So ist es für Verkäufer:innen beispielsweise billiger, zurückgegebene Produkte zu entsorgen, als sie wieder in die (virtuellen oder physischen) Regale zu stellen. In den Niederlanden wird ein Drittel der zurückgegebenen Unterhaltungselektronik überhaupt nicht weiterverkauft, sondern an die Hersteller zurückgeschickt oder direkt entsorgt. Laut einer schwedischen Studie über die Vernichtung von unverkaufter Elektronik und Textilien führen Großeinkäufe und Überbestände dazu, dass Produkte vernichtet werden, um den Bestand zu verwalten und die Gewinnspanne zu verbessern.
Amazon und die Vernichtungsepidemie
Amazon, die amerikanische multinationale E-Commerce-Plattform, verzeichnete in diesem Jahr Rekordgewinne. Die Verstöße von Amazon erstrecken sich jedoch über ein beeindruckendes geografisches Spektrum in Europa, darunter die Niederlande, Italien, Spanien, Deutschland, Frankreich, Österreich und das Vereinigte Königreich. In Italien vernichtete Amazon im Jahr 2020 monatlich bis zu 100.000 unverkaufte Produkte, einschließlich Elektronik. In Spanien werden allein im Großraum Madrid täglich Produkte im Wert von fünf Anhängern vernichtet, von denen die meisten Elektronikartikel sind. Neben vielen anderen Gründen wird die Unternehmenspraxis wahrscheinlich durch die Tatsache begünstigt, dass Online-Plattformen noch immer nicht den gleichen Verbraucher- und Umweltanforderungen unterliegen wie andere Verkäufer:innen und Hersteller:innen in der EU.
Es braucht ein Recht für den gemeinsamen Markt
Ein EU-weites Fehlverhalten braucht eine EU-weite Regelung. Nach den Versuchen der belgischen, französischen und deutschen Regierungen, diese Praxis auf nationaler Ebene zu unterbinden, bedeutet der Binnenmarkt, dass die Täter ihre Praktiken einfach in andere Länder des Blocks verlegen können. Im Falle Deutschlands und Belgiens gibt es immer wieder Berichte über die Vernichtung unverkaufter Waren.
Trashy techs: Europe’s dirty secret of destroying unsold electronics