Ein Sieg für die Natur: „Kraftwerk Obere Isel“ endgültig passé
13. Feb 20
Die Zurückweisung des Projekts vergangene Woche ist ein klarer Sieg für KraftwerksgegnerInnen und den Schutz freifließender Gewässer sowie ihrer Landschaft. 2015 wurde die Isel, als letzter große frei fließender und ökologisch funktionsfähiger Gletscherfluss der Ost-Alpen, zum Natura 2000-Gebiet ausgewiesen.
Der Naturschutzbund fordert nun nach dem Aus des Projekts, dass auch die Zubringerflüsse der Isel vor Kraftwerksbauten zu schützen sind und sie in das Natura 2000-Gebiet mit einbezogen werden müssen.
Die Umweltschutzorganisation WWF sieht in der Zurückweisung des Projekts eine richtungweisende Entscheidung und fordert von der Tiroler Landesregierung einen Runden Tisch, um den Erhalt des Wildflusssystems und der Natura 2000-Region dauerhaft abzusichern.
„Nach dem Nein zum Kraftwerk Obere Isel muss die Landesregierung jetzt den nächsten Schritt setzen bevor neue Bauprojekte an den Zubringerflüssen diese einmalige Chance für den Natur- und Artenschutz wieder zunichtemachen“, sagt Flussexperte Gerhard Egger vom WWF Österreich. „(…)Die Isel ist mit ihren Zubringern Kalserbach, Schwarzach und Tauernbach ein europaweit einzigartiges Naturensemble. Eine Einbeziehung der Isel in den Nationalpark Hohe Tauern, wäre absolut gerechtfertigt“, so Gerhard Egger.
Nationalparks sind im Vergleich zu Naturschutzgebieten und Natura 2000-Gebieten mit zusätzlichen Mitteln und Personal für die Betreuung ausgestattet und profitieren von einem speziellen Fördersystem. Die Einbeziehung der Isel könnte somit nicht nur für den Schutz, sondern auch für die Entwicklung der Region positive Anreize setzen. „Die Erhaltung des international einzigartigen Gletscherflusses für die Zukunft ist gerade angesichts der Klimakrise auch von übergeordnetem wissenschaftlichen Interesse. In den Alpen sind nur mehr 11% der Gewässer intakt. Die Bewahrung der letzten Wildflüsse als Referenzstrecken hat deshalb höchste Priorität“, so Flussexperte Gerhard Egger.
Viele Quellbäche und auch der Ursprung der Isel bis zu den Umbalfällen sind bereits Teil des Nationalparks Hohe Tauern. Nach Einschätzung des WWF weisen vor allem weitere Teile der Oberen Isel aufgrund ihrer Unberührtheit großes Potenzial als Nationalpark-Kernzone auf. Insgesamt sind mehr als zwei Drittel des gesamten Gewässernetzes der Isel in einem naturnahen oder sogar natürlichen Zustand. Der Osttiroler Fluss ist damit eine absolute Seltenheit im ganzen Alpenraum. Die Isel ist der letzte große Gletscherfluss, dessen Hauptstrecken noch gänzlich frei von Wasserkraftnutzung ist. An der Isel sind neben anderen Naturschätzen auch die vitalsten Bestände der streng geschützten Ufer-Tamariske erhalten geblieben.