Eisbär auf Roter Liste: WWF fordert Schutz von 30 % der Landes- und Meeresflächen
„Die Rote Liste führt den Eisbären als ‘gefährdet’, doch das Schlimmste steht ihm noch bevor. Laut Prognosen der Weltnaturschutzunion IUCN wird es bis Mitte des Jahrhunderts ein Drittel weniger Eisbären geben”, erklärt Artenschutz-Experte Georg Scattolin vom World Wide Fund (WWF). Gründe dafür seien neben der Erderhitzung auch die Zunahme der Schifffahrt und die verstärkte Förderung von Öl- und Gasvorkommen in der Arktis.
Im Rahmen der aktuellen 15. Weltnaturkonferenz (COP15) im kanadischen Montréal fordert der WWF als Ergebnis einen starken globalen Naturschutz-Pakt nach dem Vorbild des Pariser Klimavertrags. Ziel des Abkommens soll sein, das Artensterben und den Verlust von Ökosystemen bis 2030 zu stoppen und umzukehren. Außerdem fordert der WWF die Unterschutzstellung von mindestens 30 Prozent der Landes- und Meeresfläche bis 2030. Dabei müssen indigene Völker und lokale Gemeinschaften einbezogen und ihre Rechte garantiert werden. Darüber hinaus sei dem WWF zufolge „eine deutliche Reduktion“ des ökologischen Fußabdrucks von Produktion und Konsum erforderlich.
Jedes Jahr schrumpfte das arktische Packeis um etwa zehn Prozent. Aufgrund der Erderhitzung werde dem WWF zufolge das Eis zudem immer dünner. Dies gefährde die Ernährungssituation der Eisbären massiv, denn die bis zu 600 Kilogramm schweren Großbären benötigen das Packeis als Plattform für die Jagd. Dadurch komme es zu immer längeren Hungerperioden. „Vor allem tragende Weibchen und Jungen leiden unter dem Nahrungsmangel”, erklärt Scattolin.
Eisbär hat wichtige Rolle im Ökosystem
Der Eisbär ist der größte Bär der Welt. An der Spitze des arktischen Nahrungsnetzes spielt er eine wichtige Rolle im Ökosystem des Nordpols, womit er auch ein besonders guter Indikator für dessen Zustand ist. Weltweit gibt es nur noch rund 26.000 Individuen des in der Fachsprache „Ursus maritimus” bezeichneten Bären. Diese sind rund um das Polargebiet verbreitet, d. h. in Kanada, Alaska, Grönland, Norwegen (Spitzbergen) sowie Russland.
Aktuell arbeitet der WWF an einer Vielzahl unterschiedlicher Projekte zum Schutz des Eisbären. Diese Projekte dienen der Erforschung ihrer Lebensräume, nachhaltigerem Tourismus, aber auch der Konfliktprävention zwischen Menschen und Eisbären, etwa wenn die Tiere auf der Suche nach Futter menschlichen Siedlungen zu nahe kommen.
WWF: Auf dünnem Eis: Klimakrise und Lebensraum-Verlust bedrohen die Könige der Arktis