Ernährungssicherung durch Verzicht auf Agrokraftstoffe

In Bezug auf die Vorschläge der Europäischen Kommission zur Gewährleistung der Ernährungssicherheit und Unterstützung der Landwirtschaft stimmte das Europäische Parlament am 24. März einer Entschließung zu, welche eine Steigerung der Produktion anstrebt.

Zwar bekennen sich die EU-Kommission und das Europäische Parlament zu den Zielen der Farm-to-Fork-Strategie, Umweltverbände kritisieren die Schritte jedoch als falsche Weichenstellungen und auch als eine Gefahr für die Erreichung der Klima- und Biodiversitätsziele des Europäischen Green Deals.

Das European Environmental Bureau (EEB) und weitere europäische Umweltorganisationen bemängeln vor allem die Verschiebung der Gesetzesvorschläge zur Wiederherstellung der Natur und zur Reduzierung von Pestiziden. Das EEB, Friends of the Earth, der World Wide Fund for Nature (WWF), BirdLife und PAN Europe fordern nun die Europäische Kommission auf, bis spätestens Ende Mai einen neuen Veröffentlichungstermin für die Richtlinie über die nachhaltige Verwendung von Pestiziden und das EU-Wiederherstellungsgesetz vorzulegen.

Darüber hinaus wird auch aus der Wissenschaft Unverständnis über die Produktionsfreigabe auf ökologischen Vorrangflächen geäußert: Der Agrarökonom Otte Hansen von der Universität Kopenhagen sieht in der Produktionsfreigabe auf ökologischen Vorrangflächen dem Informationsportal Agra-Europe zufolge „Panikreaktionen“ und nicht die richtige Lösung, da die Wirkung nur gering sei und sich voraussichtlich erst in ein bis zwei Jahren auf den Märkten zeige.

Ebenso betonen die Wissenschaftler Jeroen Candel (Wageningen Uni Niederlande), Guy Pe’er (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig) und Sebastian Lakner (Uni Rostock) in einem offenen Brief an EU-Kommission und das EU-Parlament den unverhältnismäßig geringen Nutzen der Produktion auf ökologischen Vorrangflächen gegenüber dem Schaden für Habitate, Biodiversität und Ökosystemleistungen. Das Mittel sei zur Problemlösung ungeeignet, zudem stehe der Nutzen in keinem vertretbaren Verhältnis zu den damit einhergehenden Risiken.

Studie: Reduktion der Stilllegungsfläche haben nur kleinen Effekt auf Weltmarktpreis für Getreide

Entsprechend einer Kurz-Studie der Heinrich-Böll-Stiftung hätte eine Reduktion der Stilllegungsfläche in der Europäischen Union nur einen kleinen Effekt auf den Weltmarktpreis für Getreide, zumal global betrachtet nur eine geringe zusätzliche Getreidemenge produziert würde.

Die Forschenden und NGOs bemängeln den Fokus in der EU auf die Nachfrageseite und die Verwendung der Agrarprodukte, anstatt sich auf Produktionssteigerung zu konzentrieren. Getreideproduktion für die Tierhaltung und die Flächenbeanspruchung durch den Anbau für Agrokraftstoffe stellen folglich wesentliche Kritikpunkte dar.

Wie ein Bericht von Transport & Environment (T&E) ergeben hat, werden in Europa weiterhin täglich 10.000 Tonnen Weizen zu Ethanol verarbeitet, um die Beimischungspflicht für Kraftstoffe zu erfüllen. T&E schätzt, dass eine Einstellung der Verwendung von Weizen für EU-Kraftstoffen mehr als 20 Prozent der gesamten Weizenexporte der Ukraine kompensieren würde.
 

Entschließung EU-Parlament

EEB zu Pestiziden

EEB zu Wiederherstellungsgesetz

Beitrag ARC2020

Agra-Europe zu ökologischen Vorrangflächen

Bericht Transport & Environment

DNR: Ernährungssicherung durch Verzicht auf Agrokraftstoffe statt Aussaat auf ökologischen Vorrangflächen