EU-Abstimmung zur Veggie-Namensdebatte

Anlässlich der Abstimmung im EU-Parlament über die Bezeichnung von vegetarischen und veganen Fleisch-Alternativen am 8. Oktober, kritisierte der WWF Österreich die Debatte als völlig verfehlt. „Angesichts der globalen Klima- und Biodiversitätskrise über die Bezeichnung von ‚Veggie-Burger‘ oder ‚Soja-Wurst‘ zu reden, ist reine Augenauswischerei. Stattdessen braucht es konkrete Anreize für eine stärker pflanzenbasierte Ernährung“, sagte WWF-Experte Dominik Heizmann. Dazu zählen insbesondere die Abschaffung der steuerlichen Benachteiligung von Milchalternativen und niedrigere Steuern auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte.

Besondes in Österreich ist der Handlungsbedarf groß: Der Fleisch- und Wurstkonsum liegt hierzulande viermal über der vom Gesundheitsministerium maximal empfohlenen Menge. Das wirkt sich massiv negativ aus. „Für die Produktion tierischer Produkte werden weltweit artenreiche Lebensräume zerstört und enorme Mengen an Treibhausgasen freigesetzt. Eine verstärkt pflanzliche Ernährung bietet hingegen klare Vorteile für Gesundheit, Klima und Natur. Darauf muss die Politik ihren Fokus legen“, so Heizmann vom WWF.

Die EU-Verordnung sieht vor, dass Begriffe wie „Burger“, „Schnitzel“ oder „Steak“ künftig ausschließlich tierischen Produkten vorbehalten sind. Ein „pflanzliches Schnitzel“ dürfte somit nicht mehr so bezeichnet werden. Der WWF warnt vor sinnlosen Hürden für Hersteller pflanzlicher Alternativen sowie vor zusätzlichen Kosten und bürokratischem Mehraufwand. Auch der österreichische Lebensmitteleinzelhandel und der Handelsverband haben sich bereits klar gegen das geplante Gesetz ausgesprochen.

Es ist einfach lächerlich, dass Konsument:innen nicht zugetraut wird, zwischen klar und deutlich deklarierten pflanzlichen Produkten und tierischen Lebensmitteln zu unterscheiden. Dann müsste man auch Namen wie „Körpermilch” und „Kakaobutter” verbieten. Besonders fragwürdig und zukunftsvergessen ist das Engagement unseres Landwirtschaftsministers Norbert Totschnig, der sich im EU-Agrarministerrat persönlich für ein Verbot von Begriffen wie "Tofu-Schnitzel" oder "pflanzliche Würstel" eingesetzt hat. Dabei ist diese Debatte völlig überholt: Schon 2020 wurde ein solches Verbot zurückgewiesen. Es gibt ohnehin genaue Vorgaben, die festlegen, dass pflanzliche Produkte deutlich als solche erkennbar sein müssen. An Transparenz mangelt es in diesem Bereich also wirklich nicht. Dass es hingegen bislang in Österreich noch immer keine Kennzeichnung tierischer Produkte nach Haltungsform und Herkunft gibt, scheint die ÖVP im Übrigen weniger zu stören.

Statt alles zu tun, um endlich den viel zu hohen Fleischkonsum in Österreich zu senken und Anreize für eine stärker pflanzenbasierte Ernährung zu fördern, setzt die ÖVP auf fadenscheinige Argumente, um dies zu verhindern. Dabei müsste eine Reduktion des Fleischkonsums wirklich höchste Priorität haben: Die Österreicher:innen haben heuer bereits am 10. April so viel Fleisch gegessen, wie es von der Wissenschaft für ein ganzes Jahr empfohlen wird. Der übermäßige Fleischkonsum erfordert eine Massenproduktion, die nicht nur Tierleid bedeutet, sondern auch die Grenzen unseren Planeten durch die unglaubliche Ressourcenverschwendung, den hohen CO2-Ausstoß und den Abbau des Regenwaldes für Futtermittel-Anbauflächen eindeutig überschreitet sowie unser Gesundheitssystem belastet.

EU-Abstimmung: WWF kritisiert Veggie-Namensdebatte als Augenauswischerei

EU-Verbot von Veggie Burger, Tofu Schnitzel und Co.? Stellungnahme von VIER PFOTEN