EU-Biodiversitätspläne: Balance zwischen Mensch und Natur wiederherstellen

22. Mai 20

Gleichzeitig mit der Biodiversitätsstrategie 2030 kam am gestrigen Mittwoch die Farm-to-Fork-Strategie der EU, für ein nachhaltigeres Lebensmittelsystem, heraus.

Die Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beinhaltet eine Reihe von Verpflichtungen, die die EU erfüllen muss, wie z.B. die Aufstockung der Mittel für die Umsetzung und Durchsetzung der Vorzeige-Naturschutzgesetze der EU, die jedes Jahr mit 20 Milliarden Euro an Mitteln für Naturschutz und Wiederherstellung unterstützt werden.

Außerdem sollen bis 2030 30 Prozent des gesamten EU-Landes und 30 Prozent aller EU-Meere geschützt werden, wobei ein Drittel davon unter strengem Schutz stehen soll. Des Weiteren sollen alle verbleibenden Primär- und Urwälder der EU bestimmt, erfasst, überwacht und streng geschützt werden. Hinzu kommt die Integration ökologischer Korridore als Teil eines echten transeuropäischen Naturschutznetzes.

Die Kommission hat aus dem Scheitern ihrer früheren freiwilligen Ziele gelernt und beabsichtigt, neue Rechtsvorschriften zur Wiederherstellung der Natur in der gesamten EU vorzuschlagen. Dabei hat sie sich unter anderem verpflichtet 25.000 km frei fließende Flüsse wiederherzustellen.

Der besorgniserregende Rückgang bei Feldvögeln und Insekten "muss umgekehrt werden". Verknüpft mit der ebenfalls heute vorgelegten Strategie "vom Hof auf den Tisch" soll die Verwendung und das Risiko chemischer Pestizide sowie der Einsatz hochriskanter Pestizide jeweils bis 2030 um 50 Prozent verringert werden. Mindestens 10 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche sollen wieder mit Landschaftselementen mit großer

Vielfalt gestaltet, 25 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch bewirtschaftet werden.

Weiter sind die Anstrengungen zum Schutz der Bodenfruchtbarkeit, zur Verringerung der Bodenerosion und zur Erhöhung der organischen Substanz des Bodens sind zu verstärken. 2021 will die EU-Kommission ihre thematische Strategie für den Bodenschutz der EU aktualisieren; auch der Null-Schadstoff-Aktionsplan für Luft, Wasser und Boden, ist für 2021 geplant. Die Bodenversiegelung und die Sanierung kontaminierter Brachflächen sollen in der künftigen Strategie für eine nachhaltige bauliche Umwelt behandelt werden.

Die EU soll die Quantität, Qualität und Widerstandsfähigkeit ihrer Wälder verbessern: Die Kommission will 2021 eine spezielle EU-Forststrategie vorschlagen sowie neue Nachhaltigkeitskriterien für die energetische Nutzung forstwirtschaftlicher Biomasse ausarbeiten. Bis 2030 sollen in der EU mindestens 3 Milliarden neue Bäume gepflanzt werden.

Mehr Grün in der Stadt: Die Kommission fordert europäische Städte ab 20.000 Einwohnern auf, bis Ende 2021 ehrgeizige Pläne für die Begrünung der Städte auszuarbeiten, 2021 soll eine entsprechende EU-Plattform eingerichtet werden.

Abschließend einige Kommentare zur neuen Biodiversitätsstrategie:

Sergiy Moroz, Biodiversitäts- und Wasserexperte vom EEB (European Environmental Bureau) sagte: "Es ist gut zu sehen, dass die Europäische Kommission auf die Wissenschaft gehört hat, als sie diese wichtigen Verpflichtungen vorschlug. Es liegt nun an den Mitgliedstaaten, sie zu unterstützen und alle Hände an Deck zu haben, um die Krise der biologischen Vielfalt, mit der wir konfrontiert sind, anzugehen".

BirdLife nannte die gleichzeitige Freigabe der Farm-to-Fork- und Biodiversitätsstrategie "an sich bemerkenswert", da intensive Landwirtschaft und Fischerei die größten Treiber für den Verlust der biologischen Vielfalt sind. Damit erkenne die EU an, dass destruktive Lebensmittelsysteme in Europa nicht mehr die Norm sein dürfen und ziehe wichtige Lehren aus der COVID-19-Pandemie: "Ein gesunder Planet ist eine Voraussetzung für eine gesunde menschliche Gesellschaft, die Wissenschaft muss politische Entscheidungen leiten, und einer Krise muss entgegengewirkt werden, bevor sie außer Kontrolle gerät."

Die Meeresschutzorganisation Seas At Risk kommentierte, dass die Biodiversitätsziele "ein guter Anfang für den Schutz und die Wiederherstellung der Meeresökosysteme" seien. Allerdings spielten Mitgliedstaaten hier eine wichtige Rolle, da sie die Ziele in konkrete Schutzmaßnahmen in ihren nationalen Gewässern umwandeln müssen. Wenn diese wirksam sein sollen, müssten menschliche Aktivitäten reguliert und die zerstörerischste-, wie die Bodenschleppnetzfischerei oder die Mineralgewinnung, verboten werden.

Das Europäische Parlament und der EU-Ministerrat müssen die Strategie und ihre Verpflichtungen nun beschließen. "Alle Bürger*innen und Interessenträger sind dazu eingeladen, sich an einer breiten öffentlichen Debatte zu beteiligen", schreibt die EU-Kommission.

 

Pressemitteilung der EU-Kommission

Biodiversitätsstrategie 2030

Pressemitteilung des European Environmental Bureau

Pressemitteilung BirdLife

Pressemitteilung Seas At Risk

DNR: 30 Prozent der Landes- und Meeresflächen unter Schutz