EU-Kommission beschließt neue Ostseefangquoten

Am 23. August hat die Europäische Kommission ihre Vorschläge für die Fangquoten für die Ostsee im nächsten Jahr vorgelegt. Dabei hat sie vorgeschlagen, die Fangmöglichkeiten für Hering und Scholle in der mittleren Ostsee zu erhöhen und gleichzeitig das derzeitige Niveau für Lachs und Beifänge von Dorsch in der westlichen und östlichen Ostsee sowie von Hering in der westlichen Ostsee beizubehalten. Bei weiteren vier Beständen sollen die Quoten verringert werden, damit diese Bestände nachhaltiger befischt werden und sich erholen können.

Damit verfolgt die EU-Kommission - entgegen wissenschaftlichen Empfehlungen für die Heringsbestände in der westlichen Ostsee, die gar nicht mehr befischt werden sollten - nach eigenen Angaben einen „vorsichtigen Ansatz“. Sie lässt kleine Quoten für „unvermeidbare Beifänge“ zu und behält die „geringen Quoten“ von 2022. Ähnliches gilt für Dorsch in der westlichen Ostsee. Dessen Biomasse sei laut Deutschem Naturschutzring (DNR) im Jahr 2021 auf einen historischen Tiefstand gesunken. „Die Bestände von Dorsch, Hering und Sprotte sind in einem bemerkenswert schlechten Zustand“, gibt der DNR zu bedenken.

Allerdings begrüßte die Meeresschutzorganisation Seas At Risk den Vorstoß der EU-Kommission und fordert von den EU-Mitgliedstaaten, den reduzierten Quoten zuzustimmen. Der Fischereirat am 17. und 18. Oktober soll nach einer Prüfung des Kommissionsvorschlages eine Entscheidung treffen.

Die deutsche Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) hat die Anlandungszahlen der deutschen Hochsee- und Küstenfischerei im Jahr 2021 mit 163.853 Tonnen Fisch beziffert. Dies seien zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Führende Einzelhändler verkauften systematisch Nahrungsergänzungsmittel und Fisch aus Aquakultur, die unter Verwendung von antarktischem Krill produziert würden.

DUH fordert Ende der Ausbeutung des Krills

Indessen haben in Anbetracht neuer Studien die niederländische NGO Changing Markets Foundation und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gefordert, die kommerzielle Ausbeutung der antarktischen Krill-Bestände zu beenden. Der Krill-Bestand nimmt seit Jahren rapide ab. Dabei spiele dieses winzige Krebstier eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts des Planeten, wie die NGOs hervorheben. Unter anderem diene Krill als Nahrungsgrundlage vieler anderer Meeresorganismen. Außerdem tragen die kleinen Krebstiere zu einer Verlangsamung des Klimawandels bei, weil sie – umgerechnet – eine Menge Kohlenstoff aus der Atmosphäre binden, die dem jährlichen Ausstoß von 35 Millionen Autos entspricht, so die beiden NGOs.

EU-Kommission schlägt Fangmöglichkeiten für 2023 in der Ostsee zur Wiederauffüllung der Bestände vor

Seas At Risk: Baltic Sea fishing opportunities in 2023: NGOs welcome increased precaution in Commission’s proposal

BLE-Presseinformation

Changing-Markets-Pressemitteilung: Fishing the feed

Changing-Markets-Bericht: Krill, Baby, Krill: The corporations profiting from plundering Antarctica

DNR: Ostseefangquoten - Kommission lässt ein bisschen Vorsicht walten