EU-Kommission legt neue Strategie für nachhaltige Finanzen vor

Mit einem neuen Maßnahmenpaket verfolgt die Europäische Kommission das Ziel, die Finanzwirtschaft mit dem Green Deal in Einklang zu bringen. Mit der neuen Strategie für ein nachhaltiges Finanzwesen verfolge die EU-Kommission das Ziel, den Zugang zu Finanzmitteln für den Übergang in eine treibhausgasneutrale Welt zu erleichtern.

Neben kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sollen auch Verbraucher*innen einen besseren Zugang zu Finanzmitteln für den Übergang erhalten. Unter einer „Überwachung eines geordneten Übergangs zur Nachhaltigkeit“ durch die EU-Kommission soll die Widerstandsfähigkeit des Wirtschafts- und Finanzsystems und der Beitrag des Finanzsektors zur Nachhaltigkeit erhöht werden. Zudem sollen internationale Initiativen und Standards für ein nachhaltiges Finanzwesen entwickelt und Partnerländer der EU unterstützt werden. Überdies schlug die Europäische Kommission einen EU-Standard für grüne Anleihen vor, durch die ein neuer „Goldstandard“ für grüne Anleihen geschaffen werden soll. Somit sollen Investor*innen, die Anleihen kaufen, leichter die Nachhaltigkeit ihrer Investitionen erkennen.

Die Europäische Kommission nahm zudem den delegierten Rechtsakt zur Ergänzung von Artikel 8 der EU-Taxonomieverordnung an. Finanz- und Nicht-Finanzunternehmen seien demnach verpflichtet, Anleger*innen Informationen über die Umweltfreundlichkeit von Vermögenswerten und wirtschaftlichen Tätigkeiten zur Verfügung zu stellen.

Ein Bericht des Gemeinsamen Forschungszentrums (Joint Research Centre, JRC) der EU-Kommission zeigt, dass Investor*innen zunehmend ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz bei der Umweltberichterstattung berücksichtigen. Das JRC teilte mir, einen „Grün- und Transparenzfaktor“ bei Aktienkursen zu identifizieren. Dazu hat es ein Instrument zur Absicherung gegen Risiken im Zusammenhang mit dem Übergang zu einer grünen Wirtschaft entwickelt, bei dem Aktien von grüneren und transparenteren Unternehmen „wahrscheinlich besser abschneiden als andere“.

Kritik von NGOs

Das am Dienstag der Vorwoche präsentiertes Maßnahmenpaket stößt allerdings auf Kritik bei Umweltorganisationen. Zwar begrüßt der World Wildlife Fund (WWF) Europa den Vorschlag einer Aufsicht für Banken und Versicherer, verpflichtende Tests für Klimaszenarien, die Stärkung wissenschaftsbasierter Zielsetzung sowie Pläne für Mindestanforderungen an ESG-Produkte (Environment, Social, Governance – Umweltschutz, Soziales, Unternehmensführung). Allerdings sei unklar, ob die Kapitalanforderungen für Banken und Versicherungen geändert werden, um CO2-intensive Finanzrisiken zu erfassen. Eine Verpflichtung für Unternehmen, sich Nachhaltigkeitsziele zu setzen, sei jedenfalls nicht enthalten. Auch gebe es kein klares Bekenntnis zur Regulierung von ESG-Ratingagenturen trotz starker öffentlicher Forderungen von Finanzaufsichtsbehörden in der EU und weltweit, so der WWF. Darüber hinaus sei die Offenlegungsfrist vom 30. Juni 2024 für KMU viel zu spät“ und sollte auf 2023 vorgezogen werden.

Die Organisation Transport & Environment (T&E) warnte davor, dass KMUs bei der grünen Finanzierung das Nachsehen hätten, da sie bis mindestens 2025 von der Liste der „grünen Unternehmen“ ausgeschlossen seien. Überdies befürchtet T&E eine Hintertür für fossile Gasprojekte, zumal die ESG-Kriterien zu vage blieben. Schließlich käme der „Goldstandard“ für grüne Anleihen zu spät, um sicherzustellen, dass der EU-eigene Rettungsfonds „Next Generation EU“ für nachhaltige Projekte ausgegeben werde.

 

EU-Kommission: Kommission legt neue Strategie vor, um das Finanzsystem der EU nachhaltiger zu gestalten, und schlägt neuen europäischen Standard für grüne Anleihen vor 

T&E: EU’s green finance plan leaves door open to gas investments 

WWF Europe: The EU’s Renewed Sustainable Finance Strategy largely fails to put words into action 

European Commission: JRC: Sustainable finance - investors have a taste for green stocks, but want firms to be transparent

DNR: EU-Kommission legt neue Strategie für nachhaltige Finanzen vor