EU-Kommission plant Rohstoffabbau

10. Sspt 20

Die EU-Kommission will den wachsenden Rohstoffbedarf in Europa durch eigenen Abbau decken.In ihrem in der Vorwoche veröffentlichten Aktionsplan zu kritischen Rohstoffen erklärte die EU-Kommission, wie sie ihren Verbrauch an Lithium und Co. in den nächsten Jahren strategisch sichern will. Die aktualisierte EU-Liste der kritischen Rohstoffe – also stark nachgefragtes, aber bestimmten Risiken unterliegendes Material – enthält nun 30 Stoffe. Eines davon ist Lithium, dessen Bedarf in der EU laut Maros Sefcovic, EU-Vizepräsident für interinstitutionelle Beziehungen, allein für die Produktion von Batterien von Elektrofahrzeugen bis 2030 um das 18-fache und bis 2050 um das 60-fache ansteigen soll.

Der neue Aktionsplan sieht eine „diversifizierte, nachhaltige und sozial verantwortliche Rohstoffbeschaffung“ vor, um bei der Beschaffung von Lithium und anderen Stoffen nicht von wenigen Drittländern abhängig zu sein. Damit sollen auch das Kreislaufprinzip und Innovation eine Rolle spielen. Zu diesem Zweck will die EU-Kommission eine „Rohstoffallianz“ gründen, in der „maßgebliche Interessenträger“ die „Widerstandsfähigkeit der EU in den Wertschöpfungsketten für seltene Erden und Magnete erhöhen.“

Ein Schwerpunkt des Aktionsplans liegt auch darin, den Abbau von Ressourcen in Europa selbst zu fördern. Dazu sollen ab 2025 bereits neue Bergbau- und Verarbeitungsprojekte in der EU einsatzbereit sein. Für die Identifizierung und den Betrieb solcher Abbaugebiete soll insbesondere das europäische Erdbeobachtungsprogramms Copernicus behilflich sein. Auch das Potential und die Möglichkeiten von Substitution und Recycling wertvoller Rohstoffe sollen durch Forschungsprojekte ermittelt und verbessert werden.

Bis Ende 2021 will die EU-Kommission „Kriterien für eine nachhaltige Finanzierung des Bergbaus und der mineralgewinnenden Sektoren entwickeln.“ Die Versorgung aus Drittstaaten in Zukunft soll durch strategische Partnerschaften gesichert werden. Dabei wolle die EU-Kommission „verantwortungsvolle“ Abbau-Praktiken fördern.


Der Dachverband der europäischen Umweltverbände, das European Environment Bureau (EEB), sieht in der Veröffentlichung der EU-Kommission einen zu starken Fokus auf Beschaffung und Sicherung von Rohstoffen. Auf diese Weise könne der europäische Ressourcenverbrauch die planetaren Grenzen nicht einhalten, so Jean-Pierre Schweitzer, Referent für Ressourceneffizienz beim EEB. Stattdessen müsse der Schwerpunkt der EU-Politik viel mehr darauf liegen, die Nutzung begrenzter Ressourcen zu reduzieren und die mit dem Bergbau in Zusammenhang stehenden Umweltzerstörungen zu vermeiden. So könne beispielsweise viel eher darüber nachgedacht werden, wie Batterien effizienter, recyclingfähiger und langlebiger werden könnten. Eine Verlagerung des Bergbaus nach Europa berge zudem die Gefahr von Umweltzerstörung, die man bereits seit Langem in Südamerika, Asien und Afrika beobachten könne, warnte Diego Marin, Referent für Umweltgerechtigkeit beim EEB. Entsprechend müsse die EU-Kommission sicherstellen, dass zivilgesellschaftliche Akteure umfassend in neue Projekte eingebunden werden und Bedenken äußern können, „bevor es zu spät ist“, so Marin.

DNR EU-Umweltnews