EU-Kommission schlägt Gesetzesrahmen für Kohlenstoffentnahme vor

Anfang des Monats hat die Europäische Kommission einen Gesetzesrahmen für den Abbau von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre vorgeschlagen. Auf diese Weise soll die Zertifizierung vereinfacht werden. Der Vorschlag zum „Carbon Removal Certification Framework“ (CRCF) soll einen rechtlichen Rahmen für die Bindung und die Entnahme von Kohlenstoff aus der Atmosphäre schaffen. Die Regelungen zum CO2-Abbau seien laut EU-Kommission notwendig, damit die Europäische Union ihr Ziel der Klimaneutralität bis 2050 einhalten kann. Über die Kohlenstoffbindung sollen Emissionen kompensiert werden, die nicht vermieden werden können.

Der EU-Kommission zufolge müsse die EU ihre Treibhausgasemissionen „auf ein Minimum“ reduzieren. Darüber hinaus müssen Möglichkeiten mit technischen Ansätzen sowie landbasierten Optionen zur CO2-Entnahme genutzt werden, um verbleibende Emissionen auszugleichen und somit bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

Mittels dieses Vorschlages sollen nun EU-weite Mindeststandards und Qualitätskriterien zur Zertifizierung solcher „negativer Emissionen“ vereinheitlicht werden. Ziel sei es, mehr Transparenz zu schaffen, um die CO2-Entnahme besser quantifizieren und überwachen zu können. So sollen Vorschriften für die unabhängige Überprüfung und Regeln für die Anerkennung von Zertifizierungssystemen definiert werden. Ungeklärt bleibt dabei allerdings, wer solche Zertifikate zur Kompensation bereitstellen kann, für wen sie nutzbar sind sowie unter welchen Bedingungen sie überhaupt genutzt werden können.

EEB: Regeln „unausgereift“

Bereits einige Zeit vor Bekanntwerden des Kommissionsvorschlags warnten NGOs und Umweltverbände vor den möglichen Risiken. Im Zentrum der Kritik steht die Sorge, dass über die Möglichkeit zur Kompensation echte Reduktionsbemühungen unterminiert würden. Damit bestehe die Gefahr, dass der Status quo erhalten bleibt und die Verursachung weiterer Emissionen legitimiert werden können.

So kritisiert das European Environmental Bureau (EEB) den Vorschlag als zu unausgereift. „Die Kommission hat gerade einen Rahmen für die Zertifizierung von Greenwashing veröffentlicht“, kommentierte Célia Nyssens, Expertin für Landwirtschaft und Ernährungssysteme beim EEB.

Ähnlich kritisch zeigt sich das Klimaaktionsbündnis CAN Europe. „Die Verschmutzung durch fossile Brennstoffe in diesem kritischen Jahrzehnt mit zeitlich befristeten Kompensationen zu erlauben, verzögert nur die Dekarbonisierung“, sagte etwa Ulriikka Aarnio, Expertin für Landnutzung und Kohlenstoffbindung beim CAN Europe. Auch der Naturschutzbund (NABU), der World Wide Fund for Nature (WWF), die Waldschutzorganisation FERN und der europäische Bio-Dachverband IFOAM kritisierten den Vorschlag der EU-Kommission.

Der Kommissionsvorschlag zum „Carbon Removal Certification Framework“ wird nun im Rahmen eines ordentlichen Gesetzgebungsverfahren seitens des Europäischen Parlaments und des EU-Rats erörtert. Überdies soll eine Expert:innengruppe im 1. Quartal 2023 verschiedene Zertifizierungsmethoden für die unterschiedlichen Maßnahmen zur CO2-Entnahme entwickeln.

 

Informationen der EU-Kommission zum CRCF

Pressemitteilung EEB

Pressemitteilung CAN Europe

Pressemitteilung NABU

Pressemitteilung WWF

Pressemitteilung IFOAM

Pressemitteilung FERN

Real Zero Europe Kampagne

Bericht des IATP

DNR: EU-Kommission: Erstmals Regeln für Kohlenstoffentnahme