EU-Kommission schlägt Quoten für Nordsee und Atlantik vor

5. Nov 20

Insgesamt hat die EU-Kommission vergangene Woche 23 zulässige Gesamtfangmengen (total allowable catches – TACs) vorgelegt. Die EU-Kommission schlägt auf, wie sie selbst sagte, wissenschaftlicher Basis vor, die Fangquote für 13 Bestände zu senken und die Fangquote für Stöcker in den iberischen Gewässern um 5 Prozent sowie für die Seezunge im Kattegat um 12 Prozent zu erhöhen.  Die Entscheidung, wie viele Schollen, Sprotten oder Seeteufel im kommenden Jahr gefangen werden dürfen, trifft der Fischereirat Mitte Dezember. Die Quoten sollen ab 1. Jänner 2021 gelten.

„Wir folgen den Empfehlungen der Wissenschaftler, die Fangbeschränkungen für viele unserer Bestände niedriger anzusetzen“, sagte EU-Kommissar Virginijus Sinkevičius, zuständig für Umwelt, Meere und Fischerei. „Durch die Festlegung verantwortungsbewusster Fangbeschränkungen können unsere Ökosysteme gesund und unser Fischereisektor trotz kurzfristiger Reduzierungen der Fangmengen rentabel bleiben. Dies ist unser Leitprinzip, auch bei den Verhandlungen mit unseren internationalen Partnern.“

Zu den internationalen Partnern gehört nach dem Brexit auch das Vereinigte Königreich. Seit einiger Zeit wird über die Bedingungen, wieviel, wann und wo welche EU-Flotten vor britischen Gewässern fischen dürfen, diskutiert. Die Meeresschutzorganisation Seas At Risk betonte deshalb, dass sie zwar die erfolgten Reduzierungen bei einigen Quotenfestlegungen begrüße, allerdings sei das Ergebnis der Verhandlungen mit Großbritannien der "Lackmustest für die Beendigung der Überfischung" in den europäischen Gewässern. Dabei werden nämlich Fanggrenzen für die empfindlichsten gemeinsamen Fischbestände festgelegt - und hier müssten alle Parteien zum Wohle der Bestände kooperieren. Darüber hinaus bedauerte Seas At Risk, dass nicht bei allen Quotenvorschlägen die wissenschaftlichen Empfehlungen beachtet wurden, insbesondere für Pollack im Golf von Biskaya und in den iberischen Gewässern oder für Seezungen im Westen Irlands. Dies laufe der rechtlichen Verpflichtung der EU zuwider, die Überfischung aller Fischbestände der EU bis 2020 zu beenden. Die Gewährleistung, dass alle Fanggrenzen den besten wissenschaftlichen Gutachten entsprechen, sei ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einem gesunden Ozean und werde auch von mehr als 100 Nichtregierungsorganisationen im "Blauen Manifest" zum Schutz der Meere und deren Lebewesen unterstützt.

Erst letzte Woche hatten die Agrar- und Fischereiminister*innen der Mitgliedstaaten sich auf die erlaubten Gesamtfangmengen für die Ostsee (DNR-News 20.10.2020) geeinigt und damit bei sieben der zehn Fischarten dem Vorschlag der EU-Kommission vom Sommer (DNR-News vom 01.09.) zugestimmt.

 

Tiefsee: Fangmöglichkeiten 2021 und 2022

Die EU-Kommission hat überdies einen Vorschlag für eine Verordnung zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten von Fischereifahrzeugen der Europäischen Union für bestimmte Bestände von Tiefseearten für 2021 und 2022 vorgelegt. Die Meeresschutzorganisation Oceana begrüßte "einige positive Schritte zur Befolgung wissenschaftlicher Gutachten". Der Vorschlag gehe aber nicht weit genug, um die sehr empfindlichen und einzigartigen Tiefseearten ausreichend zu schützen. Vor allem stellte die Organisation in Frage, ob es überhaupt Fangempfehlungen geben dürfe, wenn es sich um Rote-Listen-Arten handle. Besorgt sei man über das fehlende Management für Tiefseehaie. Der Vorschlag enthalte bisher konkrete Zahlen nur für die drei Tiefseebestände, die allein von der EU befischt werden. Die verbleibenden sechs Tiefseebestände, die zugleich in das Gebiet der EU und des Vereinigten Königreiches fallen, werden derzeit noch verhandelt. Laut Oceana geht es um rund 70 Fischbestände, für die Ergebnisse im Sinne der Fische gefunden werden müssen.

 

Pressemitteilung der EU-Kommission

"Commission shows some progress towards ending overfishing in the North-East Atlantic, but EU-UK negotiations will be the litmus test"

Pressemitteilung Oceana: Oceana urges EU to finally deliver on its duty to stop overfishing

Tiefseefischarten - Verordnungsvorschlag

Reaktion Oceana: EU and UK must ensure protection of deep-sea fish in Northeast Atlantic

Deutscher Naturschutzring