EU-Kommission will alternative Kraftstoffe stärker fördern

16. April 21

Bis 2030 will die EU-Kommission mindestens 55 Prozent der CO2-Emission einsparen. Neben Wasserstoff und Elektromobilität sollen regenerativ hergestellte Kraftstoffe nun eine größere Rolle einnehmen, wie aus der Erneuerbaren-Energie-Richtlinie (RED III) hervorgeht. „Wir werden prüfen, wie wir erneuerbare und kohlenstoffarme Kraftstoffe in diesem Sektor fördern und unterstützen können“, kündigte Laure Chapuis, Kabinettsmitglied der estnischen EU-Energiekommissarin Kadri Simson, in Brüssel an.

Die Priorität für die EU liegt noch darin, vor allem die Wasserstoffproduktion aus erneuerbarem Strom als ökologisch sauberste Lösung zu entwickeln. Als Brückentechnologie sollen künftig regenerative Kraftstoffe eingesetzt werden. „In einer Übergangsphase werden auch andere Formen von kohlenstoffarmen Wasserstoffen und Kraftstoffe benötigt, um den Prozess der Abkehr von fossilen Brennstoffen in Gang zu bringen“, sagte Kommissionsexpertin Chapuis. Unter Kraftstoffen aus erneuerbaren Energien – in der Branche Re-Fuels genannt – werden neben Wasserstoff synthetisch hergestellte Kohlenwasserstoffe und nachhaltige Biokraftstoffe verstanden.

Die klimaneutralen Kraftstoffe, die mit erneuerbaren Energien produziert werden, sollen insbesondere im Flug- und Schiffsverkehr sowie teilweise im Lkw-Verkehr zum Einsatz kommen.„Die alternativen Kraftstoffe sind auch für die Bestandsflotten von großer Bedeutung“, sagte dazu der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann in einer Diskussion mit den Vertretern aus Brüssel.

Vorhandene Tankstelleninfrastruktur nutzen

Zudem soll die Beimischung von synthetischem Kerosin die Fluggesellschaften unterstützen. „Alternative Kraftstoffe für den Klimaschutz könnten im Verkehr schneller zur Verfügung stehen als Importe von grünem Strom oder Wasserstoff, für die neue Infrastrukturen geplant, realisiert und finanziert werden“, so Herrmann.

„Die Wertschöpfungskette für Re-Fuels made in Europa besitzt ein großes Exportpotenzial“, ist sich Herrmann sicher. „Das Geschäft ist der Klimaschutz.“ In Karlsruhe sollen künftig im industriellen Maßstab Demonstrationsanalgen für Re-Fuels entstehen. Dort ist etwa geplant, jährlich 50.000 Tonnen klimafreundlichen Kerosins zu produzieren. Derzeit gehen rund 30 Prozent der Treibhausgase auf das Konto des Verkehrs.

Vorschlag für neue Richtlinie bis Juni

Baden-Württembergs grüne Landesregierung fordert nach dem Vorbild der im vergangenen Jahr bereits beschlossenen Wasserstoffstrategie von der Europäischen Kommission eine europaweite Strategie für Kraftstoffe aus erneuerbaren Energien.

Die Europäische Kommission will ihren Vorschlag für die neue Erneuerbare-Energie-Richtlinie bis Juni vorlegen. Derzeit laufen die Konsultationen der EU-Exekutive unter der Leitung von Energiekommissarin Kadri Simson. Die EU-Kommission prüft bei der Ausgestaltung der Erneuerbare-Energie-Richtlinie, welche verpflichtende, womöglich steigende Quote zur Beimischung von nachhaltigen Flugkraftstoffen es geben soll. In der Diskussion ist auch eine Unterquote für grünen Wasserstoff und darauf basierende synthetische Kraftstoffe.

Auf ihrem EU-Gipfel im Dezember hatten die Staats- und Regierungschefs das Klimaziel zur Reduzierung der Treibhausgase von 40 auf mindestens 55 Prozent angehoben. Bis 2050 soll die Klimaneutralität erreicht werden.

 

EU-Kommission

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