EURACTIV: Mangel an Ladesäulen bremst Europas E-Mobilitätswende

Ein europaweit lückenhaftes Netz an Ladesäulen erschwert den Umstieg von Verbrennern auf E-Autos – eine zentrale Voraussetzung für das Erreichen der EU-Klimaziele. Zwar hat sich die Batterietechnik weiterentwickelt und die „Reichweitenangst“ bei vielen Fahrer:innen reduziert. Doch sogenannte „Ladewüsten“ – Regionen mit wenigen oder gar keinen Ladepunkten – bleiben ein gravierendes Problem. Laut einem Datenreport des Energietechnologieunternehmens gridX existieren derzeit 882.020 öffentliche Ladepunkte in der Europäischen Union – weit entfernt vom Ziel der EU-Kommission, bis 2030 insgesamt 3,5 Millionen zu installieren. Hinzu kommen 138.429 Ladepunkte in Island, Liechtenstein, Norwegen, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich. Der Mangel an Ladeinfrastruktur macht lange Fahrten mit dem Elektroauto, etwa von Lissabon ins polnische Białystok, weiterhin zu einer Herausforderung. Zwar liegt die durchschnittliche Reichweite eines vollgeladenen batterieelektrischen Fahrzeugs laut Report inzwischen bei 389,3 Kilometern. Doch das Netz an Ladepunkten hält mit dieser Entwicklung nicht Schritt. Für die rund 3.550 Kilometer lange Strecke wären mindestens zehn Ladestopps erforderlich – unter der Voraussetzung, dass Ladepunkte strategisch sinnvoll gelegen und gleichmäßig verteilt sind. Wer abseits der Hauptverkehrsadern unterwegs ist, sollte seine Route inklusive Lademöglichkeiten im Vorfeld genau planen.

Tempo beim Ausbau unzureichend

Selbst ein Erreichen des 3,5-Millionen-Ziels könnte für einen vollständigen Umstieg auf Elektromobilität nicht ausreichen. Nach Einschätzung des Automobilverbands ACEA werden bis 2030 bis zu 8,8 Millionen Ladepunkte benötigt, um die Klimaziele der EU zu erfüllen. Zwar ist die Zahl der Ladepunkte europaweit zwischen 2024 und 2025 um 37 Prozent gestiegen. Der Ausbau verläuft jedoch regional höchst unterschiedlich. In vielen Ländern bremsen überlastete Stromnetze und der Mangel an einheitlichen Genehmigungsverfahren den Fortschritt. 

Große Unterschiede bei der Netzabdeckung

Insbesondere in Teilen Osteuropas und Südeuropas verzeichnete der Ausbau der Schnellladeinfrastruktur laut Bericht deutliche Fortschritte. Allerdings sind gerade diese Regionen nach wie vor die am schlechtesten versorgten und haben großen Nachholbedarf. Die Niederlande, Deutschland und Frankreich liegen beim absoluten Ausbauvolumen im europäischen Vergleich vorn. Doch bei Kennzahlen wie Ladepunkte pro Kopf oder pro 100 Kilometer Autobahn landen Deutschland und Frankreich nur im Mittelfeld. Die nordischen Länder schneiden hier deutlich besser ab. Im europäischen Schnitt stehen aktuell zwölf Ladepunkte pro Kilometer zur Verfügung. Innerhalb einzelner Länder ist die Infrastruktur allerdings teils extrem ungleich verteilt – ein Problem, das auch die EU-Kommission in ihrem Automotive Action Plan thematisiert.

Elektromobilität bleibt auf Kurzstrecken beschränkt

Das Zusammenspiel von begrenzter Batteriereichweite und unzureichender Ladeinfrastruktur wirkt laut gridX weiterhin abschreckend auf potenzielle Käufer:innen – ein klassisches Henne-Ei-Problem. Die Umfrage zeigt: 73 Prozent der E-Auto-Fahrer nutzen ihr Fahrzeug überwiegend für kurze Stadtfahrten. Rund 70 Prozent planen ihre Ladevorgänge im Voraus. Mehr als die Hälfte lädt bevorzugt zu Hause – unter anderem wegen hoher Kosten öffentlicher Ladesäulen sowie Barrieren wie undurchsichtigen Tarifen oder Abo-Modellen.

Mangel an Ladesäulen bremst Europas E-Mobilitätswende