Europäische Kommission: Kläranlagen und die europäischen Flüsse

Süßwasserökosysteme werden durch mehrere Faktoren beeinträchtigt, kommunales Abwasser ist die belastendste. In einer Studie wurde nun untersucht, wie Abwässer aus Haushalten und Kleinindustrie eine Bedrohung für Fließgewässerökosysteme darstellen. Denn trotz der physikalischen und biologischen Behandlung von kommunalem Abwasser stellen die Forscher fest, dass kommunale Abwassereinleitungen eine Belastung für die Gewässer darstellen.

Zustand der Flüsse und der Anteil der städtischen Abwassereinleitungen
In den 26.523 Kläranlagen in Europa werden die Abwässer von 447 Millionen Einwohner:innen und von kleinen Industrieunternehmen behandelt. Diese Abwässer enthalten Arzneimittelrückstände, Pestizide, Nährstoffe, organisches Material, Mikroplastik und gefährliche Stoffe. Nach Ansicht der Forscher ist es wichtig, herauszufinden, warum der ökologische Zustand der europäischen Fließgewässer nach jahrzehntelangen regulatorischen Eingriffen nicht den Anforderungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie entspricht. Im Fokus steht die Berechnung des Anteils der städtischen Abwassereinleitungen am Abfluss der Flüsse, der Urban Discharge Fraction (UDF). Die UDF-Raumdaten für Kläranlagen wurden mit einer bestehenden paneuropäischen Studie über die Auswirkungen von sieben anderen bekannten Stressfaktoren auf Wasserökosysteme verglichen und ließen keine Korrelationen zwischen UDF und diesen Stressfaktoren erkennen. Das bestärkte die Hypothese, dass UDF als zusätzlicher und unabhängiger Stressfaktor für die Intensität der abwasserbedingten ökologischen Auswirkungen wirken könnte. Die Forscher analysierten die flussgrößenabhängigen ökologischen Auswirkungen von UDF in ganz Europa, angepasst an Flussabschnitte, Einzugsgebiete und Flusstypen. Die Analyse zeigte, dass sich der ökologische Zustand der europäischen Bäche (und kleinen Flüsse) mit einem höheren Anteil der kommunalen Abwassereinleitungen am Abfluss stetig verschlechtert. Der kritische Wert des Abwasseranteils am Abfluss liegt bei 6,5 Prozent, ab diesem Wert treten ökologische Schäden auf. Ein Drittel der untersuchten Kläranlagen in Europa überschreitet diesen kritischen Schwellenwert. Wenn der Höchstwert in allen europäischen Kläranlagen eingeführt werden würde, könnte die Zahl der Flüsse mit gutem ökologischem Zustand mehr als verdoppelt werden.

Die Abwasserbehandlung schützt die Ökosysteme der Fließgewässer in Europa aus zwei Hauptgründen nicht. Einerseits weil sich die Einleitungsstellen für gereinigtes Abwasser in den verschiedenen Ökoregionen und Einzugsgebieten nicht immer in der besten Position befinden, andererseits weil ein systemorientierter Ansatz für den gesamten Abwassersektor fehlt.


Are waste-water treatment plants failing to protect the ecological health of European streams?