Europäische Umweltagentur: Erneuerbare Energien und Elektrifizierung führen zu Kostensenkung, sauberer Industrie und Wettbewerbsfähigkeit
Gleichzeitig muss die Elektrifizierung von Heizung, Verkehr und Industrie beschleunigt werden, um Europas saubere und wettbewerbsfähige Zukunft zu unterstützen. Der EUA-Bericht „Erneuerbare Energien, Elektrifizierung und Flexibilität - für eine wettbewerbsfähige Energiewende in der EU bis 2030“ kommt zu dem Schluss, dass die EU bereits bewiesen hat, dass sie in der Lage ist, sich von fossilen Brennstoffen zu lösen, da die CO2-Emissionen des Stromsektors in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen sind. Im Vergleich dazu sind die Fortschritte bei der Dekarbonisierung von Heizung und Verkehr, wo Gas- und Ölverbrauch dominieren, langsamer. Der Bericht unterstreicht, dass erneuerbare Energien, insbesondere Solar- und Windenergie, einen nachhaltigen Weg zu mehr Energieunabhängigkeit bieten. Durch Investitionen in die heimische Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und verstärkte Anstrengungen zur Verbesserung der Energie- und Ressourceneffizienz können die Mitgliedstaaten die unbeständigen Importe fossiler Brennstoffe durch verfügbare, kostengünstigere und sauberere Energiequellen ersetzen.
Kosteneinsparungen bei der Stromerzeugung
Eine vorausschauende Analyse des europäischen Stromnetzes zeigt, dass die variablen Stromerzeugungskosten in der EU um bis zu 57 % gegenüber dem Stand von 2023 sinken könnten, wenn die EU-Zielvorgaben für erneuerbare Energien und Energieeffizienz bis 2030 erreicht werden. Langfristig kann sich dies in niedrigeren Verbraucherpreisen niederschlagen, während kurzfristig die Einsparungen wahrscheinlich zumindest teilweise durch den Investitionsbedarf für ein flexibleres europäisches Netz und andere nationale Ausgaben ausgeglichen werden. In dieser Hinsicht weisen die Ergebnisse des Berichts darauf hin, dass erneuerbare Energien und Elektrifizierung einen Weg zu größerer Energieunabhängigkeit in Europa und zur Aufrechterhaltung nachhaltiger Energiepreise darstellen, indem sie dem preisbestimmenden Einfluss von importiertem Gas entgegenwirken.
Um die Vorteile zu nutzen, werden in dem Bericht drei dringende Prioritäten genannt:
Freisetzung von Kapital für erneuerbare Energien: Die Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien muss bis 2030 auf 77 % der gesamten installierten Kapazität ansteigen (gegenüber über 50 % heute). Attraktive steuerliche und regulatorische Rahmenbedingungen könnten ein höheres Niveau an kurzfristigen Investitionen unterstützen. Verdoppelung der Systemflexibilität: Intelligente, vernetzte Netze, Nachfrageregelung und Speicherlösungen müssen rasch ausgebaut werden, um das Energiesystem ständig im Gleichgewicht zu halten. Verstärkung der EU-weiten Koordinierung: Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei Infrastruktur und Planung ist unerlässlich, um regionale Unterschiede auszugleichen, Ineffizienzen zu verringern und die Widerstandsfähigkeit des europäischen Energiesystems zu maximieren.
Notwendigkeit eines gezielten, sektoralen Ansatzes
Die Elektrifizierung der Haushalte und der Industrie mit Hilfe von Wärmepumpen und die tiefgreifende Renovierung ineffizienter Gebäude sind von entscheidender Bedeutung für den schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe bereits auf kurze Sicht. In der Industrie wird die Vorhersehbarkeit im Rahmen des EU-Emissionshandelssystems - dem wichtigsten wirtschaftlichen Instrument zur Bekämpfung der Emissionen dieses Sektors - Anreize für weitere Emissionssenkungen schaffen. Im Verkehrswesen wird die beschleunigte Einführung von Elektrofahrzeugen - in Verbindung mit der Infrastruktur für Fußgänger, Radfahrer und kollektive Verkehrsmittel - sowohl die Dekarbonisierung als auch die Einsparungen der Verbraucher vorantreiben.
Der Bericht ermutigt die Mitgliedstaaten auch, ihre politischen und technologischen Anstrengungen zu koordinieren. Dies erfordert eine Angleichung der Steuer- und Preissignale für das gesamte Energiesystem und die schrittweise Abschaffung der Subventionen für fossile Brennstoffe, die in den Jahren 2022-2023 ein Rekordniveau erreicht haben. Um den stagnierenden Elektrifizierungstrend bis 2030 umzukehren, sind klarere wirtschaftliche Signale für das gesamte Energiesystem erforderlich. Um die Entscheidungen der privaten Verbraucher:innen in Bezug auf Gebäude und Verkehr zu lenken, sind neben Preissignalen wahrscheinlich auch umfassendere politische Maßnahmenpakete erforderlich.