Europäische Umweltagentur: Luftverschmutzung in Europa

Laut der von der Europäischen Umweltagentur (EUA) veröffentlichten Bewertung der Luftqualität hätten 253.000 Todesfälle in der EU vermieden werden können, wenn die WHO-Richtwerte für Feinstaubkonzentrationen eingehalten worden wären. Neuen Schätzungen zufolge verursacht oder verschlimmert die Belastung durch Luftverschmutzung bestimmte Krankheiten wie Lungenkrebs, Herzerkrankungen, Asthma und Diabetes. Das EUA-Briefing „Harm to human health from air pollution in Europe: burden of disease 2023“ enthält die jüngsten Schätzungen aus 2021 über Gesundheitsschäden, die durch drei wichtige Luftschadstoffe – Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon – verursacht wurden.

Zwischen 2005 und 2021 ist die Zahl der Todesfälle in der EU, die auf Feinstaub (PM2,5) – einen der schädlichsten Luftschadstoffe – zurückzuführen sind, um 41 Prozent zurückgegangen. Dennoch bleibt die Luftverschmutzung das größte umweltbedingte Gesundheitsrisiko für die europäische Bevölkerung, das vor allem in Städten und städtischen Gebieten zu chronischen Erkrankungen und Todesfällen führt. Jüngsten Schätzungen der EUA zufolge starben im Jahr 2021 mindestens 253,000 Menschen in der EU aufgrund von Feinstaubkonzentrationen. Die Verschmutzung durch Stickstoffdioxid führte zu 52,000 und die kurzzeitige Ozonbelastung zu 22,000 Todesfällen. Zudem verursacht die Luftverschmutzung gesundheitliche Probleme, es entstehen erhebliche Kosten für die Gesundheitssysteme. Die WHO-Richtwerte orientieren sich am jeweiligen Ausmaß der Verschmutzung, bei dessen Überschreitung eindeutige Hinweise auf gesundheitliche Auswirkungen bestehen.

Neu in der Bewertung ist die Quantifizierung der Gesundheitsbelastung im Zusammenhang mit bestimmten Krankheiten, für die Luftverschmutzung mitverantworlich ist. Die mit jeder dieser Krankheiten verbundene Gesamtgesundheitsbelastung ergibt sich nicht nur aus den jeweils zurechenbaren Todesfällen, sondern auch aus der täglichen Gesundheitsbelastung durch die Krankheitsfolgen. Bei einigen Krankheiten wie der ischämischen Herzkrankheit und Krebs ist der Großteil der Gesundheitsbelastung auf die damit verbundenen Todesfälle zurückzuführen. Bei anderen Krankheiten wie Diabetes und Asthma entsteht jedoch eine erhebliche Gesundheitsbelastung durch die zehrenden gesundheitlichen Auswirkungen der Erkrankung, die in der Regel über viele Jahre oder Jahrzehnte andauern. Bei der Betrachtung der gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung ist es daher wichtig, nicht nur die zurechenbaren Todesfälle, sondern auch die Langzeiteffekte zu berücksichtigen, die diese Krankheiten auf die tägliche Lebensqualität der europäischen Bürgerinnen und Bürger haben können, wenn sie etwa mit den langfristigen Auswirkungen von Krankheiten wie Asthma zu kämpfen haben.

Bei den durch Luftverschmutzung bedingten Krankheiten, die im Zusammenhang mit der Belastung durch Feinstaub betrachtet wurden, fällt im Hinblick auf die verursachte Gesundheitsbelastung die ischämische Herzkrankheit am stärksten ins Gewicht, gefolgt von Schlaganfall, Diabetes mellitus, chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen, Lungenkrebs und Asthma. Im Hinblick auf die drei im Zusammenhang mit Stickstoffdioxid betrachteten Krankheiten, fällt auf die versursachte Gesundheitsbelastung Diabetes mellitus am stärksten ins Gewicht, gefolgt von Schlaganfall und Asthma. Zusammen mit dem Briefing veröffentlichte die EUA auch Länderübersichten, die detaillierte Informationen über die Krankheitslast auf Länderebene enthalten.

App zur Luftqualität: Daten über den Zustand der Luft in der gesamten EU

Die europäischen Bürger:innen können die Daten zur Luftqualität in Echtzeit über verschiedene Plattformen, einschließlich der App zum Luftqualitätsindex (Air Quality Index), abrufen. In der neuesten Version dieser App wurden neue Funktionen eingeführt, die es den Nutzerinnen und Nutzern ermöglichen, die Luftqualität an jedem beliebigen Ort in der EU abzufragen, und zwar auf der Grundlage stündlich aktualisierter Informationen von mehr als 3,500 Luftqualitätsüberwachungsstationen in Europa sowie einer europaweiten Modellberechnung  der Luftqualität. Die App ist in 24 europäischen Sprachen verfügbar und bietet eine Reihe von Funktionen, anhand derer die Nutzerinnen und Nutzer die Luftqualität an ihrem Wohnort beurteilen und auswerten können.

Luftverschmutzung in ganz Europa immer noch zu hoch – nach wie vor größtes umweltbedingtes Gesundheitsrisiko