Europäischer Rechnungshof: Emissionsfreie Autos

Um dies zu erreichen, muss der CO2-Ausstoß von Pkw mit Verbrennungsmotoren verringert werden. Ferner müssen Optionen für alternative Kraftstoffe ausgelotet werden. Und schließlich müssen batteriebetriebene Elektroautos die breite Masse erreichen. In den letzten Jahren hat der Europäische Rechnungshof eine Reihe von Berichten zu diesen Fragen veröffentlicht. Die Berichte haben gezeigt, dass das erste Ziel noch nicht erreicht ist, Lösungsansätze für das zweite – wie sich am Beispiel der Biokraftstoffe zeigt – in großem Maßstab nicht tragfähig erscheinen und das dritte Ziel sowohl für die Industrie als auch für die Verbraucher in der EU kostspielig werden könnte. Die EU hat bei der Verringerung der Treibhausgasemissionen Fortschritte erzielt. Allerdings nicht im Verkehrssektor, auf den etwa ein Viertel aller Treibhausgasemissionen in Europa entfällt – die Hälfte davon allein auf Pkw. Obwohl die Prüfnormen bereits seit den 2010er-Jahren verschärft wurden, stellten Prüfer fest, dass die tatsächlichen Emissionen herkömmlicher Verbrenner – die immer noch fast drei Viertel der Neuzulassungen ausmachen – in 12 Jahren nicht wesentlich zurückgegangen sind. Zwar sind die Motoren effizienter geworden, doch sind gleichzeitig die Autos im Durchschnitt um rund 10 Prozent schwerer und die Motoren um rund 25 Prozent leistungsstärker geworden, um dieses Gewicht bewegen zu können. Darüber hinaus stellten die Prüfer fest, dass Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge nach wie vor als "emissionsarm" eingestuft werden, obwohl die unter Laborbedingungen gemessenen Emissionen und die tatsächlichen Emissionen um durchschnittlich 250 Prozent auseinander liegen.

Alternative Kraftstoffe wie Biokraftstoffe, E-Fuels oder Wasserstoff werden häufig als ein potenzieller Ersatz für Benzin und Diesel genannt. In ihrem Bericht über Biokraftstoffe betonen die Prüfer jedoch, dass ein klarer und stabiler Fahrplan zur Bewältigung der langfristigen Probleme der Branche fehlt. Erstens wird in der EU nicht ausreichend Biomasse erzeugt, als dass Biokraftstoffe eine ernsthafte Alternative zu herkömmlichen fossilen Brennstoffen darstellen könnten. Wird die Biomasse aber überwiegend aus Drittländern importiert, läuft dies dem Ziel der strategischen Autonomie im Energiebereich zuwider. Zweitens kamen die EU-Prüfer auch aufgrund dieser Nachfrageprobleme zu dem Schluss, dass Biokraftstoffe noch nicht wettbewerbsfähig sind. Nicht zuletzt stellten die Prüfer fest, dass die Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen überschätzt wird. Für Biokraftstoffe sind Rohstoffe erforderlich. Unter deren Erzeugung können Ökosysteme leiden, und die Produktion kann sich nachteilig auf die biologische Vielfalt, die Böden und das Wasser auswirken. Es stellt sich die ethische Frage, ob die Erzeugung von Kraftstoffen Vorrang vor der Erzeugung von Lebensmitteln haben sollte. Da die CO2-Emissionen von Verbrennungsmotoren faktisch nicht verringert wurden bzw. dies nicht möglich ist, scheinen batteriebetriebene Elektrofahrzeuge die einzige praktikable Alternative zu sein. Die Prüfer stellten aber fest, dass die europäische Batterieindustrie im globalen Wettbewerb zurückgeblieben ist. Dies könnte einen vollständigen Aufbau der Kapazitäten in der EU im Keim ersticken. Weniger als 10 Prozent der weltweiten Batterieherstellung erfolgen in Europa, und zumeist befindet sich dieser Anteil in der Hand außereuropäischer Unternehmen. Weltweit produziert China mit beeindruckenden 76 Prozent den Löwenanteil. Ein besonderes Hindernis für die Batterieindustrie der EU stellt ihre starke Abhängigkeit von Rohstoffeinfuhren aus Drittländern dar, mit denen sie keine geeigneten Handelsabkommen geschlossen hat. Dies birgt Risiken für die strategische Autonomie Europas – ganz zu schweigen von den sozialen und ökologischen Bedingungen, unter denen diese Rohstoffe abgebaut werden.

Die Prüfer betonten ferner, dass die Kosten für in der EU hergestellte Batterien trotz umfangreicher öffentlicher Unterstützung nach wie vor viel höher sind als erwartet. Eine weitere Voraussetzung für Elektromobilität ist eine ausreichende Ladeinfrastruktur. In einem Bericht über die Ladeinfrastruktur in der EU aus dem Jahr 2021 stellten die Prüfer aber fest, dass es trotz Erfolgen wie der Förderung eines EU-Standardsteckers für das Aufladen von Elektroautos nach wie vor schwierig ist, mit einem Elektroauto durch die EU zu reisen. Schließlich betonten die Prüfer, dass Reisen mit Elektroautos durch Europa noch lange nicht einfach sind, da Echtzeit-Informationen und ein harmonisiertes Zahlungssystem fehlen.

Emissionsfreie Autos: Kriegen wir die Kurve?