Europäischer Rechnungshof: Ertüchtigung des EU-Stromnetzes verlangt energische Anstrengungen
Um die EU in Sachen Energie unabhängiger zu machen und den Klimawandel zu bekämpfen, braucht es ein modernisiertes Stromnetz, in das mehr erneuerbare Energien eingespeist werden können und das für den weiter zunehmenden Stromverbrauch gewappnet ist. Wenn dies gelingen soll, muss die EU größere Anstrengungen unternehmen, wie eine neue Analyse des Europäischen Rechnungshofs zu den Stromnetzen der EU zeigt. Umfangreiche Investitionen in die Netze seien entscheidend, um das alternde Stromnetz der EU zu modernisieren und den Übergang von fossiler zu grüner Energie zu unterstützen. Wenn das derzeitige Tempo anhalte, würden sich die geplanten Investitionen der Netzbetreiber zwischen 2024 und 2050 auf insgesamt 1 871 Milliarden Euro belaufen. Dies sei weniger als der von der EU-Kommission geschätzte Investitionsbedarf, der zwischen 1 994 und 2 294 Milliarden Euro liege. Die Modernisierung müsse beschleunigt werden, sie werde jedoch durch schlechte Netzplanung, langwierige Genehmigungsverfahren, begrenzte öffentliche Akzeptanz sowie einen Mangel an Ausrüstung, Material und qualifizierten Arbeitskräften behindert. Die Prüfer:innen schlagen Abhilfemaßnahmen wie eine bessere Koordinierung von Netzplanungsverfahren, die Straffung von Genehmigungsverfahren und den Einsatz moderner Technik vor.
Eine Optimierung des Stromnetzes könne dazu beitragen, den Investitionsbedarf zu senken, so die Prüfer:innen. Der Druck auf das Netz könne durch eine flexiblere Anpassung an tägliche, wöchentliche und saisonale Schwankungen des Energieverbrauchs und der Energieerzeugung verringert werden. Dann sei es auch nicht mehr unbedingt erforderlich, das Netz in großem Stil auszubauen. Die Technik biete hier viele Möglichkeiten, auch wenn einige Optionen möglicherweise noch zu teuer seien. Auch ein Ausbau der Verbundnetze zwischen den verschiedenen EU-Ländern solle als Lösungsansatz ins Auge gefasst werden. Instrumente wie intelligente Zähler könnten Nachfragespitzen wirksam ausgleichen, aber ihre Einführung gehe in einigen Mitgliedstaaten nach wie vor nur schleppend voran. Außerdem könnten Verbraucher:innen, die lokal Strom erzeugen, und Energiegemeinschaften, die gemeinsam Strom erzeugen und verbrauchen, eine wichtige Rolle spielen.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen seien für Investitionsentscheidungen sehr wichtig. Finanzierungsregelungen seien besonders wichtig in einer Situation, in der einige Betreiber erhöhten Kreditrisiken ausgesetzt seien und Mühe hätten, Zugang zu den nötigen Vorabinvestitionen zu erhalten. Außerdem werde reguliert, wie viel Betreiber verdienen dürfen und wie sie vergütet werden. Den Nutzer:innen würden gewöhnlich Netztarife in Rechnung gestellt, die es den Betreibern ermöglichten, eine Rendite aus ihren Netzinvestitionen zu erzielen und gleichzeitig den Wertverlust von Anschaffungen sowie die Betriebskosten zu decken. Es sei jedoch eine Herausforderung, einerseits dem Investitionsbedarf gerecht zu werden und andererseits die Stromkosten für die Verbraucher:innen im Rahmen zu halten, insbesondere für Haushalte und Industriebranchen mit hohem Energieverbrauch. Welche langfristigen Auswirkungen Netzinvestitionen und die Einbindung erneuerbarer Energiequellen auf die Stromrechnungen haben werden, lässt sich den Prüfern zufolge kaum vorhersagen.
Ertüchtigung des EU-Stromnetzes verlangt energische Anstrengungen