Europäisches Parlament: Wasserstoffwirtschaft der Zukunft

Die Europäische Kommission hat im Dezember 2021 ihr „Gaspaket“ für den Übergang Europas zu kohlenstoffarmen Gasen und Wasserstoff vorgelegt. Dies zieht eine massive Umgestaltung der europäischen Gasinfrastruktur nach sich. Dafür braucht es in der EU nun einen stabilen und ausgewogenen Rechtsrahmen, finanzielle Unterstützung sowie Investitionen in neue Infrastrukturen. Das Ziel ist die Erleichterung der Aufnahme von erneuerbaren und kohlenstoffarmen Gasen (Biogas, wie Methan, das aus biologischen Abfällen gewonnen wird, sowie Wasserstoff einschließlich Wasserstoff) in den EU-Gasmarkt. Die Abgeordneten im Industrieausschuss des Parlaments unterstützten den von der Kommission vorgelegten endgültigen Text mit unerwarteter Einigkeit. Nun kann das Parlament mit den 27 EU-Ländern in Verhandlungen treten, sofern das Plenum des Parlaments den Text formell annimmt.

Die EU-Kommission schätzt, dass bis 2050 ein Fünftel des Endenergieverbrauchs auf gasförmige Brennstoffe (Wasserstoff und Biogase) entfallen wird. Bis 2030 soll es in Europa einen reinen Wasserstoffmarkt geben. Der Aufbau der erforderlichen Infrastruktur ist jedoch kostspielig, sodass die Finanzierung eine der wichtigsten Fragen ist, mit welchen sich das Parlament befassen muss.

Keine neue Regulierungsbehörde, sondern nur eine Reform der Gasnetzbehörde

Theoretisch sind Wasserstoff und fossiles Gas direkte Konkurrenten, und Aktivist:innen betonen bei jeder Gelegenheit, dass die alten Gasunternehmen ein Interesse daran haben, die Umstellung auf Wasserstoff zu behindern. Anstatt eine neue unabhängige Regulierungsbehörde einzurichten, um eine „spezielle Wasserstoffinfrastruktur“ zu fördern und technische Fragen zu klären, wollen die Gesetzgeber die bestehende europäische Gasnetzbehörde ENTSOG nun reformieren, „um auch Wasserstoffnetzbetreiber abzudecken“. Dies wurde von den etablierten Unternehmen begrüßt. Aktivisten zeigten sich hingegen weniger begeistert, denn eine derartige Ermächtigung von Gasunternehmen könnte zu „erheblichen Governance-Problemen“ führen.

Dem Gremium, das den EU-Wasserstoffmarkt letztendlich reguliert, steht eine gewaltige Aufgabe bevor. Es wird erwartet, dass der Gasverbrauch in den kommenden Jahrzehnten zurückgehen wird, da fossiles Gas für die Beheizung von Haushalten und Industrie allmählich durch Elektrizität ersetzt wird. Das Parlament möchte, dass die lokalen Behörden entscheiden, wie die Häuser in Zukunft beheizt werden, wobei eine Kombination aus sauberen Alternativen zum Einsatz kommen soll. Während Wasserstoff voraussichtlich eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung von Schwerindustrien wie der Stahlindustrie und der chemischen Industrie spielen wird, ist seine Verwendung in anderen Sektoren wie dem Straßenverkehr und im Heizungsbereich umstritten.

 

EU-Parlament legt Vision für Wasserstoffwirtschaft der Zukunft vor