„Fit for 55“ stellt Weichen für Ende des Verbrennungsmotors

Mit dem am Mittwoch vorgestellten Klimapaket „Fit for 55“ will die EU-Kommission das Aus für alle herkömmlichen Benzin- und Dieselautos besiegeln. „In den vergangenen Wochen hat etwa ein Dutzend Hersteller in der EU angekündigt, zwischen 2028 und 2035 auf emissionsfreie Produktion umzusteigen. Wir werden dennoch einen zeitlichen Rahmen vorgeben, bis zu dem alle Autos emissionsfrei sein müssen“, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Sonst fehle Planungssicherheit, und man werde die Klimaneutralität bis 2050 nicht erreichen. Das Paket sei jedoch nur ein erster Schritt der EU, immerhin müssen sich Parlament und Mitgliedsstaaten einig werden. Neben elektrischen Autos können auch Verbrennermotoren klimaneutral sein, wenn sie mit Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen betrieben werden.

In den vergangenen Wochen stellten mehrere große Konzerne die Weichen für ihren Kurswechsel. Am Dienstag hat der Autokonzern VW die Weichen für die kommenden Jahre gestellt – und bereitet sich auch auf ein Ende des Verbrennungsmotors vor. Jetzt könnten erstmals Verbrenner weniger profitabel als E-Autos werden. Bis 2030 will VW die Hälfte seines gesamten Modellangebots auf E-Autos umstellen, wie Vorstandschef Herbert Diess bei der Vorstellung der neuen Unternehmensstrategie betonte. Dabei soll der reale CO2-Fußabdruck pro Wagen über den gesamten Lebensabschnitt eines Fahrzeugs um 30 Prozent gegenüber dem Niveau von 2018 gesenkt werden. Bis 2040 will VW einen Anteil von „fast 100 Prozent aller neuen Fahrzeuge in den wichtigen Märkten“ schaffen, die bilanziell klimaneutral unterwegs sind. Eine konzernweit komplett ausgeglichene CO2-Bilanz wird spätestens für das Jahr 2050 angestrebt.

Opel wird bis 2028 rein elektrisch

Opel will bereits ab 2028 in Europa nur noch E-Autos anbieten. Das betrifft auch das Kultauto der Marke: „Wir werden Mitte des Jahrzehnts den Manta neu erfinden“, sagte Opel-Chef Michael Lohscheller. Renault will bis Ende des Jahrzehnts neun von zehn Neuwagen mit reinem Elektroantrieb anbieten und plant ebenfalls Neuauflagen beliebter Modelle der Vergangenheit, BMW plant bis 2030 eine E-Auto-Quote von 50 Prozent. Daimler hat für die Tochter Mercedes-Benz angekündigt, dass mehr als 50 Prozent des Absatzes dann E-Autos oder Hybridmodelle sein sollen.

Mit milliardenschweren Investitionen will Spanien dafür zu sorgen, dass Elektroautos künftig auch im eigenen Land gebaut werden. Zunächst sollten dafür 4,3 Milliarden Euro eingesetzt werden, die weitere 15 Milliarden Euro aus der Privatwirtschaft nach sich ziehen könnten, sagte Ministerpräsident Pedro Sanchez am Montag dieser Woche. Von der Lithium-Herstellung über Batteriefabriken bis hin zum Bau der Fahrzeuge selbst will Spanien die gesamte Produktionskette im Land haben. Laut Sanchez soll die Förderung der E-Auto-Produktion mit Geld des EU-Wiederaufbaufonds finanziert werden.

EEB kritisiert Maßnahmen

Das Europäische Umweltbüro bemängelt in einer Presseaussendung das „Fit for 55“ – Klimapaket. Es sei „nicht fit und unfair“, da die Kosten für die Verschmutzung auf die Konsument*innen abgewälzt werden würden. Weiters würden klimaneutrale Roadmaps und sektorenspezifische Ziele fehlen.

 

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