Flussbauliches Gesamtprojekt zurückgezogen - Chance für gelungenen Donau-Neustart

"Das Flussbauliche Gesamtprojekt an der Donau östlich von Wien ist nun endlich Geschichte, viel versprechende Entwicklungen beim Flussmanagement bahnen sich an, einige unserer langjährigen Forderungen wurden hier bereits erfüllt", so kommentieren Gerhard Heilingbrunner (Ehrenpräsident Umweltdachverband) und Wolfgang Rehm (Umweltorganisation VIRUS) den Umsetzungsstand der "Hainburger Erklärung“ aus 2014 auf lokaler Ebene.

Mit dieser "Hainburger Erklärung" hatten 30 Jahre nach den zeithistorischen Auseinandersetzungen die Unterzeichner Dr. Gerhard Heilingbrunner, Doris Holler-Bruckner, Prof. Bernd Lötsch, Freda Meissner-Blau, Wolfgang Rehm, Günter Schobesberger, allesamt Exponenten der Hainburg-Bewegung, einen Forderungskatalog vorgestellt, der viele Umsetzungsschritte zur Erreichung umwelt- und demokratiepolitischer Ziele bis 2020 umfasst.

Für die heiß umstrittene frei fließende Donau zwischen Wien und Bratislava und ihre Auen, ziehen Heilingbrunner und Rehm nun eine erste positive Zwischenbilanz. 10 Jahre nach Einreichung des "Flussbaulichen Gesamtprojekts Donau östlich von Wien" (FGP) zur Umweltverträglichkeitsprüfung hat die via donau ihr Großprojekt heuer zurückgezogen. "Das fehlgeplante Projekt war bereits seit 2011 klinisch tot und wurde künstlich am Leben erhalten, geriet aber dadurch zum rechtlichen Hindernis für zukunftsfähige Maßnahmen." so Jurist Heilingbrunner. "Es war höchste Zeit, diesen Ballast abzuwerfen, nachdem die zur Granulometrischen Sohlverbesserung hochstilisierte Grobschottermethode klar nicht das gehalten hat, wovon die Beteiligten unbegründet aber felsenfest überzeugt waren " ergänzt Donau-Experte Rehm.

Rehm und Heilingbrunner Fordern neuen Rahmenplan für Donau:

"Mit dem Rückzug des FGP ist eine wesentliche Hauptforderung der Hainburg-Kämpfer erfüllt. Dieses fehlgeplante Mega-Projekt war von Vorschusslorbeeren und großspurigen Ankündigungen begleitet. Die Schiffe müssen an die Donau angepaßt werden und nicht umgekehrt. Sonst kommt das dem Steuerzahler verdammt teuer, wie der Naturversuch mit enttäuschendem Ergebnis gezeigt hat. Wir wollen den neuen Verkehrsminister Leichtfried beim Wort nehmen, anstelle von Stillstand müssen nun bessere Konzepte zum Einsatz kommen," so Heilingbrunner und Rehm unisono. Planungsgrundsätze für einen neuen Rahmenplan für die Donaustromlandschaft zwischen Wien und Bratislava, in dessen Gesamtkontext kleinere, handhabbarere Projekte eingebunden werden sollen haben die Umweltorganisationen schon 2011 vorgestellt. Merkbare Fortschritte seien bereits bei der Baggerpolitik der via donau zu verzeichnen. Dass das Baggergut nun so weit wie möglich flussaufwärts verschifft wird, bevor es dem Fluss wieder zugegeben wird, sei ein wichtiger Teil jener rasch wirksamen Sofortmaßnahmen, für die sich die Kritiker der langwierigen "Granulometrie" schon seit Jahren ausgesprochen haben. Ökologischere Vorgangsweise bei der Wasserstraßenerhaltung ermögliche der Schifffahrt eine bessere Ausnutzung des Wasserwegs ohne die zusätzlichen Regulierungsmaßnahmen des gescheiterten FGP und reduziere die für den Fluss schädlichen Baggereingriffe. Auch das Problem dass der Verbund seiner Verpflichtung das Niveau der Stromsohle 11 km unterhalb der Staustufe Freudenau zu erhalten unvollkommen nachkomme, sei nunmehr erkannt worden und damit auf dem Weg zu einer Lösung.

"Trotz dieser ersten Lichtblicke bleibt aber noch viel zu tun. Dazu zählen Rückbaumaßnahmen, weitere Geschiebezugaben als Teil intelligenter Konzepte zur Wiederanhebung der eingetieften Stromsohle und Lösungsansätze gegen die verstärkte Verschlammung der Au durch Feinsedimente aus Kraftwerksstauräumen," so Heilingbrunner und Rehm abschließend.

APA OTS Presseaussendung VIRUS 13.12.2016

noe ORF