Flusszerstörung in Kroatien: "Europas Amazonas" in Gefahr
Wasser, Meere & Fischerei
Wenn Kroatien 2013 der EU beitritt, könnte es für Donau, Drau und Mur naturschutzpolitisch zu spät sein. Ein Verbändebündnis warnt vor der geplanten Zerstörung wertvoller Flussgebiete auf 111 Kilometer Länge.Das Bündnis aus WWF, EuroNatur, Green Osijek, Drava League und der kroatischen Gesellschaft für Vogel- und Naturschutz kritisiert, dass die geplante Begradigung der natürlichen Flussmäander das größte Flussschutzgebiet Europas - den "europäischen Amazonas" zerstören würde. Und dieses "altmodische Flussmanagement" bringe nicht einmal ökonomischen Nutzen für die Region. Das Ganze soll noch vor dem voraussichtlich Mitte 2013 stattfindenden Beitritt Kroatiens in die EU geschehen.
Seit 2008 versuche Kroatien drei große Flussregulierungsprojekte mit 190 neuen Baumaßnahmen im Grenzgebiet zu Ungarn und Serbien durchzusetzen. Unter anderem sind die Entnahme von Kies und Sand geplant, um die Navigation zu verbessern und Hochwasserschutz zu betreiben. Doch die Verbände glauben, dass das nicht notwendig ist.
"Diese Projekte sind eine enorme Verschwendung öffentlicher Gelder zum Nutzen von einigen wenigen Personen in Kroatien - den BürgerInnen wird eine veraltete und schädliche Wassermanagementstruktur vor die Nase gesetzt, die die Umwelt zerstört", kritisierte Martin Schneider-Jacoby von EuroNatur.
Das Bündnis forderte die EU-Kommission und die Mitgliedstaaten auf, den kroatischen Plänen einen Riegel vorzuschieben und das europäische Naturerbe zu bewahren. Der EU-Ministerrat für auswärtige Angelegenheiten trifft sich am 20. Juni, um über das Beitrittsgesuch von Kroatien und das von der EU-Kommission vorgeschriebene Beitrittsdatum Mitte 2013 abzustimmen. Es wäre ein "Skandal", wenn Kroatien die Pläne umsetzen würde - denn mit dem strengeren EU-Recht seien diese nicht vereinbar.
Ohnehin habe die Regierung bereits angefangen, die kroatische Donau zu regulieren, ohne dass die Umweltverträglichkeitsprüfung abgeschlossen ist. Bereits 2009 habe es Studien gegeben, die die geplante Regulierung der Drau (Drava) auf einer Länge von 56 Kilometern die Umwelt zerstöre und internationalen Standards und dem EU-Recht nicht genüge - ohne Erfolg.
Die Verbände forderten die kroatische Regierung auf, die Pläne zu stoppen. Die EU-Institutionen sollen sich dafür einsetzen, dass die "illegalen Aktivitäten" in der kroatischen Flusslandschaft eingestellt werden. [DNR]
DNR: Flusszerstörung in Kroatien: Europas „Amazonas“ in Gefahr
WWF-Pressemitteilung (en)