Forum Umwelt und Entwicklung warnt vor Abbau der Tiefseerohstoffe

Derzeit verhandeln Staaten bei der Internationalen Meeresbodenbehörde über Regeln zum Abbau der Tiefseerohstoffe. Auch eine Tiefseebergbauindustrie hat sich bereits gegründet und führt erste Tests von Bergbauequipment durch.

„Über die Hälfte der Erdoberfläche ist Tiefseeboden, auf dem es eine hohe Biodiversität gibt, aber auch mineralische Rohstoffe, die Begehrlichkeiten wecken. Wird der Tiefseebergbau erlaubt, führt dies zur Zerstörung der Meeresumwelt und zu weiterem Artensterben“, erklärt Marie-Luise Abshagen, Referentin für Nachhaltige Entwicklung beim Forum Umwelt und Entwicklung. „Tiefseebergbau wird unvermeidlich zu Artensterben und einer zusätzlichen Belastung der ohnehin schon stark geschädigten Meere führen.“ Denn wie bei jeder anderen Form von Bergbau bedeute der Abbau der Rohstoffe die Zerstörung von Manganknollen, Krusten oder Schwarzer Raucher (aktive Hydrothermalquellen).

Auf der Sitzung des Rates der Internationalen Meeresbodenbehörde im Herbst dieses Jahres haben sich einige Staaten, auch Deutschland gegen einen baldigen Beginn des Bergbaus in den Meeren ausgesprochen. Selbst große Automobil- und Batteriehersteller, wie Abshagen betont, plädieren für ein Moratorium des Tiefseebergbaus. Die Meeresforschung zeige, dass in der Tiefsee eine enorme Artenvielfalt und Diversität von Ökosystemen existiert. „Dies widerspricht der langgehegten Vorstellung, die Tiefsee und insbesondere der Tiefseeboden wäre eine lebensfeindliche Umgebung“, unterstreicht Abshagen. Das United Nations First World Ocean Assessment habe bereits 2015 in seinem Bericht die enorme Biodiversität der Tiefsee beschrieben, mit Ökosystemen, welche für die natürlichen Funktionen der Erde essenziell seien.

„Ein Hauptargument, das von Unterstützer:innen des Tiefseebergbaus immer wieder ins Feld geführt wird, ist, dass der Tiefseebergbau dem Klimaschutz diene. Tiefseebergbau soll die behauptete Versorgungslücke mineralischer Rohstoffe für erneuerbare Energien schließen. Doch gerade die Ausbeutung metallisch-mineralischer Rohstoffe und ihr stetig wachsender Bedarf sind einer der Hauptverursacher des dramatischen Artensterbens und der Klimakrise“, erklärt Abshagen.

Langfristige Auswirkungen von Tiefseebergbau belegt

Für die langfristigen Auswirkungen von Tiefseebergbau liegen bereits Untersuchungen vor. So wurde 1989 im Peru-Becken ein elf Quadratkilometer großes Manganknollengebiet zur Simulation von Tiefseebergbau umgepflügt. 2015, also 26 Jahre später, wurden im Rahmen eines europäischen Forschungsvorhabens die Langzeitveränderungen unter anderem der Mikroben und Fauna sowie der biogeochemischen Ökosystemfunktionen untersucht. Dabei haben sich deutliche Veränderungen des Meeresbodens wie eine Reduktion der Populationsdichte und der Ökosystemfunktionen gezeigt. Dabei waren biogeochemische Remineralisationsprozesse, mikrobielle Aktivitäten und die Produktivität der benthischen (auf dem Gewässergrund lebenden) Fauna beeinträchtigt.

 

DNR: Die Tiefsee ist nicht verhandelbar

United Nations First World Ocean Assessment