GAP: Die größten Umweltverschmutzer erhalten am meisten EU-Gelder

27. April 2018

Große landwirtschaftliche Betriebe belasten nicht nur die Umwelt am meisten, sie bekommen auch noch am meisten EU-Förderung aus dem Topf der „Gemeinsamen Agrarpolitik“ (GAP). Und das, obwohl sich bereits die letzte Reform der GAP das Ziel setzte, eine ökologischere Landwirtschaft zu fördern. Die Ausscheidungen der teilweise über 10.000 Tiere der großen landwirtschaftlichen Betrieben gehen über den eigentlichen Düngemittel-Bedarf der Felder hinaus. Die daraus häufig resultierende Überdüngung der Felder verschmutzt das Grundwasser mit Nitrat.

Ein internationales JournalistInnenkollektiv recherchierte den Zusammenhang zwischen der Ammoniakbelastung und der EU-Zahlungen in verschiedenen EU-Ländern. Dazu verglichen sie die Meldungen des EU-Schadstoffregisters mit der Datenbank der EU-Förderungen. Dabei stellte sich heraus, dass in fast allen Ländern jene Betriebe, die die Umwelt massiv belasten, im Rahmen der GAP hoch subventioniert werden. Eine Ausnahme gab es dabei jedoch: Österreich. Derzeit zeichnet sich die österreichische Landwirtschaft noch durch eine im EU-Vergleich kleinere Betriebsstruktur aus. Jedoch sind auch hier besorgniserregende Entwicklungen zu beobachten: Laut „Grünem Bericht“ verdoppelte sich die durchschnittliche Fläche der österreichischen Betriebe seit 1950. Der Schweinebestand verdreifachte sich sogar seit 1995. Zurückzuführen ist diese Entwicklung unter anderem auf die Förderungen der GAP. Je größer der Betrieb, desto mehr wird er subventioniert – und desto mehr wird die Umwelt mit Ammoniak belastet.

Die Ausnahme Österreichs bedeutet jedoch nicht, dass Österreich kein Ammoniakproblem hätte: Laut Umweltbundesamt überschreitet auch Österreich den von der EU festgesetzten Höchstwert. 94% der Ammoniakbelastung komme aus der Landwirtschaft und dort vor allem durch übermäßigen Düngereinsatz auf landwirtschaftlichen Boden.

Dass die derzeitigen GAP-Zahlungen nicht unbedingt umweltfreundlich bzw. einer nachhaltigen Landwirtschaft förderlich verteilt werden, stellte bereits der Europäische Rechnungshof fest. Auch Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace, die auch die Ammoniak-Recherche unterstütze, fordern eine grundlegende Umgestaltung der GAP, damit nicht weiter Betriebe mit den höchsten Umweltbelastungen am höchsten subventioniert werden. In den nächsten Monaten wird die Reform der GAP für die nächste Periode nach 2020 verhandelt. Der erste Gesetzesvorschlag für die Regelung der europäischen Landwirtschaft ab 2020 soll Anfang Juni veröffentlicht werden.

„Landwirtschafts- und Umweltministerin Köstinger muss sich im Reformprozess aktiv dafür einsetzen, dass Umweltverschmutzer nicht auch noch mit Steuergeld belohnt werden – egal wo in Europa. Darüber hinaus braucht es in Österreich eine funktionierende Überwachung von Schadstoffen aus der Massentierhaltung. Nur so können Agrarförderungen auch im Sinne von Mensch und Umwelt gestaltet werden“, fordert Sebastian-Theissing-Matei, Landwirtschaftssprecher bei Greenpeace in Österreich

 

Falter: Internationale Datenrecherche: EU-Agrarförderungen finanzieren Umweltverschmutzung

Pressemitteilung Greenpeace