GLOBAL 2000: Ewigkeits-Chemikalie aus Pestiziden für größte europaweite Wasserkontamination hauptverantwortlich
Alle Proben weisen eine besorgniserregend hohe Belastung durch die wenig bekannte und weitgehend unregulierte Ewigkeits-Chemikalie TFA (Trifluoracetat) auf. Die Ergebnisse werden im Report “TFA in Wasser” im Detail dargestellt und wissenschaftlich sowie politisch eingeordnet. TFA ist ein Abbauprodukt von PFAS-Pestiziden und anderen Ewigkeits- Chemikalien (PFAS). In 79 Prozent der Wasserproben überschreiten die TFA-Konzentrationen den in der EU-Trinkwasserrichtlinie vorgeschlagenen Grenzwert für "PFAS gesamt". Keines der anderen analysierten PFAS überschritt seine entsprechenden Grenzwerte. Nach dem Kenntnisstand überwachen die wenigsten der 27 EU-Länder die TFA-Konzentrationen in Oberflächen-, Grund- oder Trinkwasser, bzw. sind keine entsprechenden Daten öffentlich verfügbar. Löbliche Ausnahmen sind Österreich, Deutschland, Belgien, Dänemark, die Niederlande, Norwegen und Schweden.
Laut Berechnungen des deutschen Umweltbundesamts sind PFAS-Pestizide deutschlandweit die dominante Quelle der Kontamination von Wasser durch TFA. Die Tatsache, dass alle untersuchten Gewässer diesen Grenzwert bei weitem überschreiten, aber PFAS-Pestizide trotzdem zugelassen sind, hat mit einer problematischen Entscheidung der EFSA vor über 20 Jahren zu tun. 2003 erklärte die Behörde TFA zu einem "nicht relevanten Metaboliten" und nahm ihn damit von allen Überwachungspflichten und Grenzwerten aus. Auch die EU- Wasserrahmenrichtlinie hätte diese Kontamination verhindern können und müssen. Denn sie verbietet explizit die chemische Verschmutzung von Gewässern mit Schadstoffen wie TFA.
Auswirkungen von TFA wenig erforscht
Obwohl TFA das persistente Endprodukt von geschätzten 2.000 PFAS-Verbindungen ist, gibt es nur wenig Forschung über seine Toxizität für die Umwelt und den Menschen, wie Dr.in Pauline Cervan, Toxikologin bei Générations Futures erklärt: „Hinweise auf gefährliche Eigenschaften von TFA förderte kürzlich eine von der Industrie selbst in Auftrag gegebene tierexperimentelle Studie zutage, in der TFA schwere Missbildungen bei Kaninchenbabys, deren Mütter während der Schwangerschaft TFA ausgesetzt waren, verursachte. In den letzten Jahren haben die europäischen und US-amerikanischen Behörden ihre Toxizitätsbewertungen für einige relativ gut untersuchte PFAS wiederholt revidiert und Grenzwerte im einstelligen Nanogrammbereich festgelegt. Wir können nur hoffen, dass sich TFA letztlich nicht als ähnlich toxisch erweist.“
Das Ausmaß der in den Wasserproben gefundenen TFA-Kontamination erfordert rasche und entschlossene Maßnahmen. Dazu zählen ein schnelles Verbot von PFAS-Pestiziden, die Umsetzung der allgemeinen PFAS-Beschränkung im Rahmen der EU-Chemikalienverordnung, die Einstufung von TFA als "prioritärer Stoff" in der EU-Wasserrahmenrichtlinie sowie Überwachungspflichten und Grenzwerte für TFA.